Weingut Roterfaden: Lemberger Endschleife 2019
Rosswag, Württemberg
Rebsorte: Lemberger
Kategorie: classic – funky – crazy
Olympia und Hannes sind die beiden Köpfe hinter dem Weingut Roterfaden. Kennengelernt haben sich die beiden beim Studium in Geisenheim, während Hannes ursprünglich aus Württemberg stammt, hatte Olympia aus dem griechischen Thessaloniki einen etwas weiteren Weg an die Uni. Die zwei gehen gemeinsam zunächst nach Kalifornien um an zwei großen Betrieben zu arbeiten, bevor Olympia in Montpellier und Udine ihren Master nachlegt. Währenddessen sammelt Hannes Arbeitserfahrung, immer mehr kristallisiert sich dabei der Wunsch nach einem gemeinsamen Projekt heraus. Im württembergischen Rosswag, auf dem Hof von Hannes‘ Opa haben die beiden schließlich den richtigen Ort dafür gefunden. Und weil dort der Lemberger die Hauptrolle einnimmt, holten sie sich bei zwei für Blaufränkisch bekannten österreichischen Betrieben zusätzliche Erfahrung, bevor sie 2014 endgültig mit dem Weingut Roterfaden loslegten und sich dem Lemberger verschrieben.
Hier arbeiten sie nach Demeter-Richtlinien auf mit blauem Muschelkalk durchzogenen Steillagen entlang des Flusses Enz – von den ältesten Anlagen stammen die Trauben für den Lemberger Endschleife. Denen kommt eine ganz besondere Verarbeitungsmethode zugute, die Hannes von seiner Zeit bei Dorli Muhr irgendwo zwischen dem österreichischen Carnuntum und Portugal kennengelernt hat – was genau Dirk Niepoort mit dem Lemberger Endschleife zu tun hat, hört ihr im Podcast.
Weinfotos: © Wein für Wein; Fotos der Winzer:innen: © Weingut Roterfaden
Verkostungsnotiz
Klares, nicht zu dunkles Backsteinrot. In der Nase kommt zunächst ganz klar die reife, saftige Sauerkirsche durch, gepaart mit einer verhaltenen Fleischigkeit, daneben eine schöne Würze und ein Ticken Menthol. Über allem liegen ganz eindeutig staubig-kreidige Noten, die den blauen Muschelkalk, auf dem die Reben wachsen, in den Vordergrund rücken. Spürbar ist auch ein wenig flüchtige Säure, die uns ins Glas zieht – insgesamt ein sehr harmonisches, klares Gesamtbild. Und so gehts am Gaumen direkt weiter. Kreidige Noten, dazu die Sauerkirsche und einen Hauch flüchtige Säure lassen Michi wieder zu seiner Brausezuckerl-Assoziation zurückkehren, die wir bereits aus anderen Folgen kennen. Wer uns kennt, der weiß, dass Michi diese Kombination schätzt, so auch in diesem Fall. Auch die Struktur gefällt uns – alles schreit nach Kalk, das Tannin ist klar auf der sanfteren Seite für Lemberger und dennoch ist da Kraft dahinter. Der Wein öffnet mit einer definierten Rundung, ganz klar muskulös, nicht breit, und so bleibt er auch. Die Frucht ist fast noch hellroter als in der Nase, mit einwenig Ribisel dabei, dazu eine dunkelgrüne Würzigkeit. Und das Ganze bleibt uns am Gaumen richtig lange erhalten.
9,5/10
Punkte Kady
Hier haben wir genau die Balance zwischen Saftigkeit, Feinheit und Kraft – Muskelspannung, wie wir’s im Podcast genannt haben – die ich so sehr schätze.
9,4/10
Punkte Michael
Das ist komplett eigenständiger Lemberger, gefällt mir mit seiner reifen Frucht und dem deutlich spürbaren Muschelkalkeinfluss sehr gut!
Und hier findet ihr den Wein
Den Top-Lemberger von Olympia und Hannes findet ihr bei Die Weinhalle, Vinonudo, Off Grid und Viniculture, Kostenpunkt € 30-35.
Das können wir noch empfehlen…
Auch im Einstieg überzeugt der Lemberger von Roterfaden – ein wenig rustikaler gebaut, aber fix genauso charmant wie die Endschleife. Und noch ein Geheimtipp von uns: Wer Trollinger in seiner ernsthaftesten Form kennenlernen will, schnappt sich den Rosa.
Podcast-Folge Nr. 179
Unsere Podcast-Folge zum Weingut Roterfaden könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.