Sziegl-Pince: Olaszrizling Hársfás-Út 2021
Hajós-Baja, Ungarn
Rebsorte: Olaszrizling/Welschriesling
Kategorie: classic – funky – crazy
Petra und Balász von Sziegl-Pince hatten eigentlich einen ganz anderen Karriereweg geplant: Geboren rund 8 Kilometer voneinander entfernt in der süd-ungarischen Weinregion Hajós-Baja waren Weinbau und Landwirtschaft eigentlich kein Thema für die beiden. Sowohl Petras als auch Balász‘ Eltern hatten der Weinbautradition, welche die Großeltern noch hochgehalten hatten, abgeschworen. Die große ungarische Tiefebene, begrenzt von der Donau im Westen und der Theiß im Osten, in der neben Hajós-Baja auch die Weinregionen Kunságy und Csongrádi liegen, macht nahezu die Hälfte des ungarischen Weins aus. Im Gegensatz zu Tokaj oder auch Somló wird in der Tiefebene viel Massenware erzeugt, entsprechend schlecht ist der Ruf innerhalb Ungarns. Gepaart mit dem international etwas verstaubten und eingeschlafenen Rufs der ungarischen Weinwelt also einfach keine optimalen Voraussetzungen für Qualitätsweinbau, geschweige denn für eine verlockende Zukunft.
Entsprechend ähnlich war der Weg, den Petra und Balász in jungen Jahren vorgegeben bekommen haben: Eine gute Schule besuchen, dann auf jeden Fall studieren. Eine „richtige“ Karriere machen, also Medizin, Architektur oder Recht. Von Landwirtschaft oder Weinbau war damals auch in der Vorbereitung zur Studiumswahl nichts zu hören. Petra war noch am ehesten vom Finanzbereich angetan, Balász zog es in Richtung IT. Gekannt haben sich die beiden damals noch nicht – und dennoch ereilt sie das selbe Schicksal. Beide sind noch nicht einmal 20 Jahre alt und entscheiden für sich, dass dieser Weg nicht der richtige ist. Sie wollen ihren Bezug zur Heimat nicht verlieren, diese alten Traditionen nicht noch mehr verkommen lassen. Und so entscheiden sie sich für die selbe Universität: Petra studiert Weinbau, Balász Agrartechnologie mit Fokus auf ökologische Landwirtschaft. So lernen sich die beiden kennen und lieben.
Noch während des Studiums im Jahr 2012 erhält Balász durch eine glücklich Fügung einen kleinen Weingarten geschenkt. 0,8 Hektar, fast 100 Jahre alte Kadarka-Rebstöcke, mitten im Kellerdorf Hajós. So beginnt das Weingut Sziegl-Pince, es folgen schwierige Jahre während des Studiums und die Bewirtschaftung der kleinen Fläche „so nebenbei“. 2015 setzen Petra und Balász dann alles auf eine Karte: Vollzeit im eigenen Weingut, ohne wirklich zu wissen, wie sich das finanziell alles ausgehen soll. Zu Beginn wuchs das von Anfang an biologisch bewirtschaftete Weingut schnell auf 10 Hektar. Zu schnell, wie Petra heute sagt. Aktuell sind es 8,5 Hektar die bewirtschaftet werden, Tendenz eher sinkend. Gearbeitet wird nur mit autochthonen Rebsorten: Kadarka, Kékfrankos (Blaufränkisch), Olaszrizling (Welschriesling) oder Kövidinka.
Weinfotos: © Wein für Wein; Foto der Winzer: © Sziegl-Pince; Foto der Region: © Hajós-Baja Wine District
Verkostungsnotiz
Strahlendes Goldgelb, fast ocker, leichte trüber Schleier erkennbar. In der Nase gleich sehr präsent, etwas Blütenhonig, gelbe Birne, frisch abgeschnittene Birnenschale, Nelken, etwas Zimt. Insgesamt ein Spiel aus reifer, warmer, cremiger Frucht und dennoch einer gewissen kühlen Würze, die sich dazugesellt. Am Gaumen wiederholt sich dann der harmonische Aromen-Ablauf: Reife Birne, das Honigthema gesellt sich wieder dazu, Gewürznoten in Richtung Thymian, ein leichter Hefe-Touch. Der Wein hat etwas Kraft, etwas Säure, etwas Gerbstoff – aber von nichts zu viel, alles sehr schön verpackt in ein gefälliges Gesamtkunstwerk. Gefällig, aber dennoch mit ordentlicher Länge, die kräutrig-würzig am Gaumen bleibt. Schöner Wein!
9,2/10
Punkte Kady
Durchaus charmant, sehr harmonisch in sich ruhend. Das funktioniert schon gut!
9,1/10
Punkte Michael
Schöne Welsch-Interpretation aus einem heißen Eck Ungarns! Super Wein!
Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Sziegl-Pince findet ihr bei Thomas Reither, Weinhandel VorReither – am besten ihr schreibt ihm einfache eine E-Mail, dann bekommt ihr die Preisliste zugeschickt. Der Olaszrizling 2021 kostet knapp 22€.
Das können wir noch empfehlen…
Neben dem Olaszrizling gibt’s unter anderem noch die Einstiegs-Cuvée Jonas – das ist schon noch ein Stück mehr natural wine, geht noch weiter in die apfel-mostige Richtung mit ordentlich Saftigkeit und Trinkfluss. Ein schöner Wein der Spaß macht!
Podcast-Folge Nr. 128
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