Hannes Schuster: Furmint 2013 & Dorfkultur Rot 2020
St. Margarethen, Burgenland
Rebsorten: Furmint | Blaufränkisch
Kategorie: classic – funky – crazy
Für diese Folge hat uns Hannes Schuster an seinen Küchentisch in St. Margarethen eingeladen und uns nicht nur einen, sondern gleich zwei seiner Weine verkosten lassen. Dass wir bekennende Fans des Weinguts Rosi Schuster sind, ist seit Folge #31 wohl nichts Neues für unsere Hörer:innen. Umso mehr haben wir es genossen, Hannes über seine Philosophie, seine Arbeitsweise und seine Zukunftspläne auszufragen.
Zu Beginn seiner Winzerkarriere machte Hannes Schuster noch unter eigenem Etikett Chardonnay und St. Laurent – wie es der Zufall wollte, wurde ihm genau zur richtigen Zeit ein angrenzender Weingarten mit alten St. Laurent Reben zur Übernahme angeboten. Parallel unterstütze er die Eltern am Weingut, insbesondere als sein Vater erstmals 2005 mit Krebsdiagnose bei der Ernte ausfiel. 2007 übernahm Hannes Schuster das Weingut vollständig von seiner Mutter Rosi Schuster, im Zuge dessen änderte er bis auf den Namen fast alles. War Rosi Schuster bekannt für ihren C.M.B. (eine holzlastige, voluminöse Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot & Blaufränkisch), so reduzierte Hannes Schuster den Holzeinsatz, konzentrierte sich auf elegante, möglichst naturnah kultivierte Weine und österreichische Rebsorten. Roland Velich, mitverantwortlich für die Etablierung des Blaufränkisch als Top-Wein, unterstützte ihn auf seinem Weg. Schon bald taten sich gemeinsame Projekte auf, immer mit Fokus auf den Erhalt alter Reben und autochthoner Rebsorten. Auch die biologische Bewirtschaftung folgte kurz auf die Übernahme des Weinguts – trotz des grandiosen Scheiterns der ersten Versuche im Jahr 2008 war für Hannes von Beginn an klar, dass an der Umstellung kein Weg vorbei führte.
In dieser Folge erzählt uns Hannes Schuster unter anderem, wieso Wein für ihn in allererster Linie ein Kulturgut ist und bleibt, trotz seiner reduzierten Arbeit im Keller und Weingarten. Die Vision für pannonischen Weißwein hielt bei Hannes Schuster erst einige Jahre nach der Betriebsübernahme wieder Einzug, zwischendurch wurde am Weingut Rosi Schuster ausschließlich Rotwein gekeltert. Der Furmint 2013 markierte einen grandiosen Erstversuch, eine Spielerei mit einer im Burgenland zwar heimischen, allerdings fast vollständig ausgerotteten Rebsorte.
Heute nennt Hannes Furmint und Blaufränkisch als jene Rebsorten, die er für seine zukünftige Arbeit als Winzer mitunter als am Wichtigsten erachtet. Stark verbunden sind diese Rebsorten mit der Identität und DNA des Burgenlands, beide ermöglichen es, das Terroir zum Ausdruck zu bringen. Zudem sind dies laut Hannes jene Rebsorten, die für eine Zukunft mit zunehmender Hitze und Trockenheit gewappnet sind.
Fotos: © Wein für Wein
Verkostungsnotiz Furmint 2013
Zartes Strohgelb, in der Nase kommt zunächst die Reduktivität zum Vorschein, elegant und zart statt brachial und alles überlagernd. Dazu florale Anklänge nach Kamille, Zitronenmelisse und Sommerwiese, dazu kommen warme, getrocknete Kräuter und Heu. Feine Zitruszesten ziehen einen fast ins Glas. Am Gaumen glasklar und unglaublich elegant, zu Beginn sind dezente reduktive Noten zu spüren, ebenso eine zarte Gerbstoffstruktur. Die Säure zieht sich wunderschön durch. Nach hinten bleibt der Wein ewig am Gaumen, die zitrische Frische und zarte gelbe Frucht. Unendliche Finesse, so viel Lebendigkeit für 2013, das lieben wir natürlich sehr!
Verkostungsnotiz Dorfkultur Rot 2020
Rubinrot, nicht zu dicht und dunkel im Glas. Die Nase sehr elegant und zu Beginn doch fruchtbetont, mit dunklen Beeren und Sauerkirsche im Vordergrund. Am Gaumen schlägt dann umso prägnanter die Würzigkeit durch, leicht pfeffrige Anklänge mischen sich mit Weichsel, in gewohnter Schuster-Manier ist der Wein auch hier elegant, feingliedrig und tänzelnd. Die Säure sorgt für wunderschönen Trinkfluss, das Tanningerüst gut strukturiert – trotz der Jugend des Weins jedoch keine Spur von Grobkörnigkeit. Mit etwas Luft entfaltet sich dann auch die Würzigkeit in der Nase, für uns geht’s Richtung rosa Pfeffer. Wer Hannes Schusters Rotweinstilistik kennenlernen möchte, ist hier genau an der richtigen Adresse – ein wunderschöner Wein!
Und hier findet ihr die Weine
Die Weine von Hannes Schuster findet ihr u.a. bei WEIN & CO, hier gibt’s auch die Dorfkultur Rot 2020 (Kostenpunkt € 30), die wir in dieser Folge verkostet haben. Lobenbergs und Wagners Weinshop haben eine sehr schöne Auswahl an Rosi Schuster Weinen, den Furmint 2013 findet ihr aber leider nirgends mehr.
Das können wir noch empfehlen…
Kurz gesagt: Absolut alles! Wie schon bei unserer letzten Podcast-Folge zum Weingut Rosi Schuster festgestellt, ist jeder einzelne Wein von Hannes eine Bank. Für Einsteiger sind die „Aus den Dörfern“ Cuvées optimal. Unsere endlose Liebe gilt natürlich dem Furmint sowie dem Blaufränkisch St. Margarethen. Wer St. Laurent schätzt, der muss unbedingt jene aus dem Hause Schuster probiert haben.
Podcast-Folge Nr. 94
Unsere Podcast-Folge mit Hannes Schuster könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.