Markus Ruch: Pinot Noir Hallau Chölle 2022

Klettgau, Schweiz
Rebsorte: Pinot Noir

Kategorie: classic – funky – crazy

Endlich ein Schweizer Wein im Podcast! Lange habt ihr auf die erste Schweiz-Folge warten müssen, aber dafür starten wir gleich richtig nerdy mit Pinot Noir aus dem Klettgau, der sich stilistisch komplett abhebt von allem, was man wohl erwarten würde. Aber der Winzer Markus Ruch ist eben auch ein Mensch mit ganz klaren Vorstellungen. Nach einem kurzen Ausflug ins Bankenwesen war dem Markus schnell klar: Hinter dem Schreibtisch sitzen macht keinen Spaß. Ein Job mit viel Zeit draußen in der Natur sollte es stattdessen werden und nach dem allerersten Praktikum an einem Weingut war die Entscheidung gefallen: Markus wollte Winzer werden. Nach abgeschlossener Ausbildung und knapp 2 Jahren in der Toskana ging’s für ihn zurück in die Schweiz, wo er mit den Tessiner Merlot-Koryphäen Werner Stucky und Christian Zündel arbeitete und erste Berührungspunkte mit der Biodynamie sowie dem Pinot Noir sammelte. Diese beiden Aspekte schaute er sich bei Dominique Derain im Burgund erheblich genauer an, bevor es schließlich Zeit war, in die Schweiz zurückzukehren um im Klettgau sein eigenes Projekt zu starten – 2007 zunächst als Garagenweingut mit knapp 30 Ar. Ihr hört in dieser Folge, wieso es ausgerechnet der Klettgau sein musste, wie Markus auf die heutigen 3,5 Hektar Rebfläche kam und wie sein Cidre-Projekt entstand. 

Weinfotos: © Wein für Wein; Fotos des Winzers: © Michael Schoch Zürich

Verkostungsnotiz

Klares, etwas durchscheinendes Rubinrot mit Violett. Zuerst lockt uns die Flüchtige Säure gekonnt tiefer ins Glas, dann eine fast teeige Würzigkeit mit Hagebutte und ganz zarten Anklängen unreifer roter Früchte. Dazu kommt eine fleischige, fast ledrige Note und kalkiges Steinmehl. Am Gaumen vibriert der Wein, ein muskulöser Körper, aber vom Typ Langstreckenläufer, nicht Bodybuilder. Gleich zu Beginn kommen kalkige Noten mit einem Hauch Hagebutte und dem Nachhall der Flüchtigen Säure zusammen. Frucht sucht man hier eigentlich vergeblich, dennoch hat der Wein jetzt schon schöne Anklänge einer Saftigkeit, die sich mit mehr Zeit auf der Flasche bestimmt besser behaupten kann. Die Säure schiebt dann gnadenlos an, gepaart mit kraftvoll strukturiertem, noch sehr jungen Tannin – „Wie Nebbiolo, nur eben doch nicht ganz so wild“, meint Michael. Ganz klar wird hier trotz der Kraft die ganz, ganz feine Klinge des Winzers. Nach hinten kommt uns eine klare dunkelmineralische Eisennote entgegen, die sich richtig lange weiter in den Abgang hinein zieht. Fordernd sind die Weine von Markus Ruch definitiv, aber so spannungsgeladen und schon jetzt schön zu trinken, wenn man nichts gegen etwas Widerstand hat!

9,5+/10

Punkte Kady

Es gibt Weine, die faszinieren mich vom ersten Schluck an – so wie dieser hier. Ein Pinot mit herrlicher Struktur und Spannung.

9,4+/10

Punkte Michael

Fast wie Nebbiolo, nur eben doch ein wenig anders! Markus Ruch lässt hier etwas komplett eigenständiges entstehen.

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Markus Ruch findet ihr bei Wagners Weinshop und in der Schweiz bei Cultivino und Selection Widmer. Der Hallau Chölle 2022 kostet je nach Quelle irgendwo zwischen € 45 und € 60.

Das können wir noch empfehlen…
Markus Ruch ist DER Pinot Noir Spezialist, dementsprechend können wir euch natürlich auch die anderen Pinots aus seinem Sortiment empfehlen. Solltet ihr an ältere Jahrgänge rankommen, die bereits etwas reifen konnten, dann umso besser.

Podcast-Folge Nr. 184
Unsere Podcast-Folge zu Markus Ruch könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.