Weingut Vollenweider: Riesling Wolfer Goldgrube Kabinett Wurzelecht 2023
Traben-Trabach, Mosel
Rebsorte: Riesling
Kategorie: classic – funky – crazy
Die Geschichte von Daniel Vollenweider ist ebenso faszinierend wie tragisch: Der gebürtige Schweizer studiert in seiner Heimat Weinbau, bevor er sich – auch durch den Schweizer Weinhändler Max Gerstl infiziert – in die Mosel fasziniert. Völlig vernarrt in die Weine von Egon Müller, trifft Daniel Vollenweider nach einem Praktikum bei Ernie Loosen den Entschluss, dass er langfristig hier weintechnisch Fuß fassen will. Wir schreiben das Jahr 1999 und Daniel ist im positivsten Sinne ein Freak: Natürlich geht es um Steilstlagen in der Mosel, als Schweizer ist er hier sowieso schon ein Unikat – und dann will er auch noch eine Lage, die noch niemand kennt. Stuart Pigott sollt es schließlich sein, der ihm die Wolfer Goldgrube zeigt – und so Daniels ersten Hektar Wein begründet. Mit seinem ersten Jahrgang, dem extrem schwierigen 2000er, wird er von Egon Müller höchstselbst geadelt: Der soll nämlich gesagt haben, dass die beste Mosel-Kollektion des Jahres von Daniel stammt.
Unter Weinfreaks und Winzer:innen ist der Name seither bekannt und steht für absolute höchste Qualität – Daniel sollte aber immer ein wenig unter dem Radar der großen Weinwelt fliegen. Im Jahr 2019 kommt mit Moritz Hoffmann ein Kind der Mosel an den Betrieb: Moritz studiert gerade in Geisenheim fertig, will langfristig in der Heimat was aufbauen und liebt die Stilistik von Daniel. Ein perfektes Match also & so startet Moritz als Praktikant. Schnell wird klar, dass Moritz Hoffmann genau die Person sein könnte, die langfristig den Betrieb weiterführen könnte. Daniel Vollenweider ist damals 49, hat keine Kinder und keine Familie – entsprechend macht man sich schon Gedanken über die betriebliche Zukunft. Moritz selbst entscheidet sich nach etwas Bedenkzeit auch dafür, den Betrieb zu übernehmen und wird Daniels Co-Teilhaber.
Im selben Jahr kommt allerdings auch eine Hiobsbotschaft auf das neue Winzerduo zu: Daniel bekommt die Diagnose Krebs und sollte nur drei Jahre später verstreben, obwohl die erste Diagnose noch sehr positiv ausgesehen hat. Moritz steht im Jahr 2022 mit damals 27 Jahren also alleine da – nach einer Pandemie, plötzlich ohne den Mentor und das Weingut ohne seinen eigentlichen Winzer. Und doch schafft es Moritz in den folgenden Jahren die fantastische Qualität aufrechtzuerhalten, an einigen Stellen sogar noch zu verfeinern. Eine tieftraurige aber auch unglaublich beeindruckende Geschichte, die Daniel zu schreiben begonnen hat und Moritz heute fortsetzt. Unbedingt probieren!
Weinfotos: © Wein für Wein; Foto der Winzer und Weingärten: © Weingut Vollenweider
Verkostungsnotiz
Klares, helles Goldgelb, leicht silbrige Reflexe. Nach ein paar Stunden in der Karaffe macht der Wein so richtig auf, also gerne schon am Vortag öffnen. In der Nase gleich ordentlich intensiv, das schreit natürlich nach Riesling. Einerseits haben wir da eine wunderschöne Würze, das geht für uns in Richtung kräutrigen Anklägen, etwas Lemongrass, ein bisschen diese Flintigkeit vom Schiefer kommt dazu. Leicht laktische Noten kommen dazu, fast in Richtung gereifter Käse-Rinde. Und dann steht daneben eine reife, intensive und glockenklare Frucht – das ist klar gelbfruchtig, geht für uns in Richtung Sternfrucht, das ist schon frucht-fleischiger, etwas Pfirsich und dazu ordentlich Blütenhonig. Am Gaumen geht’s dann genau so weiter: Unfassbar balanciert, das ist natürlich sofort mundfüllend und gibt ordentlich Gas – oder wie Kady so schön sagt: „Wie wenn du bei einem E-Auto aufs Gas drückst“. Eine wunderschöne Säurestruktur, ganz feiner Gerbstoff und eine unendliche Länge – dazu diese feine, nicht übertriebene Restsüße. Wir sind wieder beim Blütenhonig, ein bisschen Lemongrass. Das ist extrem fein, frisch und kristallklar. Da muss sofort wieder der nächste Schluck genommen werden, großartig!
9,3-9,4/10
Punkte Kady
Das ist schon wahnsinnig schön: So komplex, so eine wunderschöne Würze – und halt Kabi-Trinkspaß dazu! Und: Das kann sicher noch 40 Jahre liegen!
9,3+/10
Punkte Michael
Mich fasziniert an diesem Wein vor allem diese Harmonie: Da ist Säure, da ist Zucker, aber das ist alles in so einer unfassbaren Klarheit und Balance! Mega!
Und hier findet ihr den Wein
Die Weine vom Weingut Vollenweider bekommt ihr unter anderem bei Lobenbergs oder bei Gerstl Weinselektionen. Den Riesling Wolfer Goldgrube Kabinett Wurzelecht 2023 gibt’s aktuell nur bei Gerstl – Kostenpunkt sind knapp 32€.
Das können wir noch empfehlen…
Sowohl restsüße als auch trockene Rieslinge sind absolut fantastisch. Wer mal so richtig kargen, mineralischen Riesling sucht, dem sei der Schimbock 2021 ans Herz gelegt: Knochentrocken, kristallklar, völlig fruchtbefreit zeigt sich hier der Schieferboden in Perfektion.
Podcast-Folge Nr. 180
Unsere Podcast-Folge zu Daniel Vollenweider und Moritz Hoffmann könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.