Alex Saltaren: Riesling Edilia 2021

Oestrich-Winkel, Rheingau
Rebsorte: Riesling

Kategorie: classic – funky – crazy

Alex Saltaren Castro wächst in Kolumbien auf – einem Land, das eigentlich absolut nichts mit Wein zu tun hat. Über einen ersten Job in der Gastronomie in seiner Heimatstadt Calí kommt er erstmals mit dem Wein in Berührung und beginnt so langsam, sich in das Thema zu verlieben. So richtig „Klick“ macht es dann bei seiner nächsten Station: Für ein Praktikum geht er ins Leo in Bogota, eines der besten Restaurants der Welt. Der Sommelier dort sollte Alex nachhaltig inspirieren: Er möchte genau so viel über das Thema Wein wissen und beschließt, die selbe Ausbildung zu machen. In Buenos Aires macht er in einer renommierten Schule seine Ausbildung zum Sommelier, anschließend arbeitet er als Commis Sommelier in einem französischen Lokal in der argentinischen Hauptstadt.

Aber irgendetwas fehlt: All die Theorie, die ganzen Fotos und Erzählungen über die spannendsten Weingüter der Welt – und dennoch wird in Südamerika fast ausschließlich südamerikanischer Wein aus Argentinien oder Chile getrunken. Das ist Alex viel zu wenig, er will in die Praxis und zieht schließlich mit seinem Partner in dessen Heimatland: Deutschland. Recht zufällig landet er im Rheingau, macht dort seine Ausbildung zum Winzer und kommt im 3. Lehrjahr zum Weingut Peter Jakob Kühn. Bei Kühns stellt sich für Alex die ganze Welt auf den Kopf: Erstmals sieht er die körperlich anstrengende Arbeit als Weinbauer so richtig, er kommt mit biologischer und biodynamischer Landwirtschaft in Kontakt – und lernt unfassbar viel.

Noch heute arbeitet Alex Saltaren 4 Tage pro Woche bei Kühns, den Rest der Zeit verbringt er auf seinem eigenen, kleinen Weingut: 0,7 Hektar Fläche hat sich Alex über die letzten Jahre stückweise zusammengeholt, drei Weine macht er aktuell. Wer jetzt denkt, dass er einfach eine Variante von Peter Jakob Kühn auf die Flasche zieht: Ganz und gar nicht. Die Weine sind genauso eigenständig wie seine Arbeitsweise, Alex hat seinen Weg gefunden und findet ihn weiterhin. Was für eine spannende Geschichte – und die Rieslinge brauchen sich absolut nicht dahinter zu verstecken!

Weinfotos: © Wein für Wein; Foto des Winzers: © Kai Behrmann für Alex Saltaren

Verkostungsnotiz

Die Nase öffnet sich enorm frisch, kräutrige Aromen dominieren das erste Hineinriechen. Leicht reduktiv – denkt daran wie ihr in ein Gurkenglas hineinriecht mit etwas Dille, etwas Senfkörner, aber alles sehr zart. Daneben geht die Würze für uns in Richtung Kamille und ein bisschen nasser Stein kommt auch dazu. Darunter liegt dann eine reife Frucht, das geht für uns in Richtung leicht mehliger Mostapfel, auch etwas Apfelschale dazu. Am Gaumen finden wir sofort diese Kräutrigkeit wieder, das Frucht-Thema wird nochmal um einiges zarter als in der Nase. Hier sind wir wirklich nur noch bei Apfelschale, schon karg insgesamt mit ordentlich Säure, die von Anfang an vollgas schiebt. Gebirgsflussklar und ganz geradlinig bahnt sich der Wein seinen Weg am Gaumen. Eine leichte, trotzdem rustikale Gerbstoffstruktur durch die langsame Verarbeitung in der Korbpresse sorgt für zusätzliche Frische und unendlich Trinkfluss. Ein richtiger Strukturwein, hier geht es um Säure, um diese Zitronen-Salzigkeit hinten raus, um die unfassbare Frische.

9,2/10

Punkte Kady

Ich wäre nicht sofort auf Riesling gekommen – sehr spannend, säuregeprägt, ultra frisch und eine komplette Absenz jeglicher Frucht!

9,2/10

Punkte Michael

Einfach ein Strukturwein: Karg, außer Apfelschale gibt’s da nichts an Frucht, unfassbar klar. Sehr spannende Riesling-Interpretation!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Alex Saltaren findet ihr bei bei der Weinhandlung Suff, vinocentral, Vins Vivants, Cool Climate, WeinArt oder Ursprung Wein. Der Riesling Edilia 2021 kostet knapp 30€.

Das können wir noch empfehlen…
Neben dem Edilia gibt es auch noch den B******a – der seinen Namen von einer kleinen Kapelle im Weingarten hat, aber markenrechtlich nicht mehr so genannt werden darf. Und den Labeja. Beides ganz eigenständige Riesling-Interpretationen, beim Labeja spielt Alex etwas mehr mit Maischegärung, beim B******a spürt man die etwas wärmere Lage in der Dichte des Weins. Das ist komplett unabhängig vom Rest des Rheingaus – und auch vom Rest der Rieslinglandschaft in Deutschland!

Podcast-Folge Nr. 175
Unsere Podcast-Folge zu Alex Saltaren könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.