Castrum Roche: Langhe Nebbiolo 2021

La Morra, Piemont
Rebsorte: Nebbiolo

Kategorie: classic – funky – crazy

Isacco Costamagna wusste schon immer, dass er Winzer werden wollte. „Schau dich um, hier ist überall Wein. Natürlich wollte ich auch Wein machen!“, hat er bei meinem Besuch in den Weingärten erzählt, wie sicher er sich schon als Jugendlicher war. So sicher, dass er seine ersten Rebstöcke mit 15 Jahren – gemeinsam mit seinem Großvater – ausgepflanzt hat. Klingt nach einer klassischen Nachfolge in einer traditionsreichen, kleinstrukturierten Weinregion wie dem Piemont. Das Problem: Isaccos Eltern sind keine Winzer. Sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits gab es früher zwar Weingärten, der Großteil wurde in den 80ern allerdings verkauft, weil damals mit Wein im Piemont kaum Geld zu verdienen war. Zwei Hektar Fläche rund um das Elternhaus in La Morra, gegenüber der legendären Lage Rocche dell Annunziata, blieben allerdings im Familienbesitz. Bewirtschaftet hat sie seit den 80ern niemand mehr, deshalb musste Isacco 2014 alles neu auspflanzen um sich seinen Traum zu erfüllen. Als 15-jähriger Weinbauschüler pflanzte er – natürlich, wie er erzählt – seine Lieblingsrebsorte Nebbiolo.

Nach Abschluss der Schule und einem Studium der Önologie in Turin ging es zu zahlreichen bekannten Namen im Piemont: Lorenzo Accomasso, der alter Großmeister ist hier hervorzuheben, aber auch bei Trediberri, Luigi Oddero oder Cascina Fontana hat Isacco gelernt. 2021 war es dann endlich so weit, die Reben waren laut Isacco bereit, er war es auch. Der erste Jahrgang Langhe Nebbiolo in einem Traumjahr wie 2021. Alles Stahltank, möglichst wenig Eingriffe im Weingarten als auch im Weinkeller. Puristisch, wahnsinnig frisch und unfassbar strukturiert kommt der Wein daher. Dass man das im allerersten Versuch hinbekommt, ist schon absolut faszinierend.

Auch wenn Isacco Costamagna ein ruhiger, zurückhaltender Charakter ist – der Hype kam schnell. Heute zählt das Weingut Castrum Roche – benannt nach dem kleinen Türmchen (Castrum = die Burg), das gegenüber des Rocche dell Annunziata liegt – mit Sicherheit zu den gefragtesten jungen Weingütern der Region. Mittlerweile bearbeitet Isacco 3 Hektar Weinberge, der dritte Hektar kam vom anderen Großvater dazu. Menge gibt’s entsprechend noch immer nicht, mit dem Jahrgang 2023 liegt aktuell ein noch rarerer Barolo im großen Botti. Wir sind gespannt, wie sich Isacco und seine Weine weiterentwickeln. Und ob das überhaupt noch möglich ist, nach so einem fulminanten Start.

Weinfotos & Fotos des Winzers: © Wein für Wein;

Verkostungsnotiz
Klares Backsteinrot im Glas. In der Nase zu Beginn verhalten, mit etwas Luft öffnet sich der Wein – also unbedingt karaffieren. Florale Noten dominieren hier, wahnsinnig elegant geht es in Richtung getrocknete Rosenblätter, etwas Hibiskus-Tee. Im Kern schlummert verführerische rote Frucht, getrocknete Erdbeeren beschreiben den Duft für uns am besten. Unglaublich frisch zieht einen die Nase ins Glas, schon hier ist klar: Das ist groß. Am Gaumen zeigt der Wein, wie viel zu jung er aktuell eigentlich noch ist: Das ist ein Strukturmonster ohne Ende. Kräftiges, etwas rustikales Tannin dominiert selbst diese wahnsinnig frische Säure. Wir sind wieder bei getrockneten Rosenblättern, etwas Hibiskus. Ein Hauch Kirsche und Erdbeere deuten an, wohin die Reise in ein paar Jahren gehen wird. Das hat so viel Power, so eine Länge und trotzdem ist das nie breit. Schon jetzt großartig zu trinken und in ein paar Jahren dann sicherlich auf einem ersten, saftigen Höhepunkt!

9,6+/10

Punkte Kady

Puh, das ist schon beeindruckend. Natürlich noch viel zu jung, aber das macht jetzt schon so viel Spaß. Großes Kino!

9,6+/10

Punkte Michael

Das ist schon eine Benchmark für Langhe Nebbiolo – da kann nicht viel mit für mich. Großer Stoff und unfassbar, dass das Jahr 1 ist.

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Isacco Costamagna und seinem Weingut Castrum Roche findet man kaum. Die Produktion der 3 Hektar geht in homöopathischen Dosen an kleine Händler auf der ganzen Welt, entsprechend schwer ist das zu bekommen. Für Deutschland und Österreich vertreibt das die Freiheit Vinothek, aktuell ist – noch – der neue Jahrgang 2023 erhältlich. Kostenpunkt sind 32€ und wir wissen nicht, wie lange das noch online ist.

Das können wir noch empfehlen…

Wir haben natürlich auch 2022 und 2023 für euch verkostet. Unser Fazit: 2022 ist um einiges zugänglicher als 2021 und auch als 2023. Etwas direkter, offener und viel mehr Frucht, richtiger Kirschsaft mit etwas weniger Struktur und Säure. Auch geil, aber komplett anderer Wein. 2023 ist wieder ähnlicher wie der Jahrgang 2021: Sehr strukturiert, kraftvoll und extrem jugendlich. Auf jeden Fall noch einige Monate weglegen, 2023 braucht noch etwas Zeit in der Flasche um Harmonie zu entwickeln.

Podcast-Folge Nr. 164
Unsere Podcast-Folge zu Isacco Costamagna von Castrum Roche könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.