Gober & Freinbichler: Blaufränkisch Horitschon 2020

Horitschon, Mittelburgenland
Rebsorte: Blaufränkisch

Kategorie: classic – funky – crazy

Die Geschichte von Dominik Gober und Gerald Freinbichler sucht mit Sicherheit ihresgleichen – aber erzählen wir sie doch von Beginn an: Dominik war schon als Kind mit seiner Mutter in den Weingärten, die Familie des gebürtigen Horitschoners hat seit jeher Weingärten bewirtschaftet. Bis zu 10 Hektar waren es am Höchststand, allerdings immer im Nebenerwerb und im Traubenverkauf. „Meine Eltern haben das immer aus Leidenschaft gemacht, sonst wäre ich wohl auch nie zum Wein gekommen“, erzählt Dominik. Nach Praktika in der Umgebung kommt er 2008 zum Weingut Weninger, direkt im Ort. Zur Erinnerung: Das Weingut von Franz Weninger befand sich damals gerade im Umbruch der Generationen und der Weinguts-Teile im ungarischen Balf und in Horitschon, die Folge mit Franz könnt ihr hier nachhören.

Die Geschichte von Gerald Freinbichler begannt quasi am anderen Ende Österreichs: In Eugendorf bei Salzburg geboren, wächst Gerald nicht in einer Weinbauregion auf. Und doch ist Wein ein wichtiges Thema in der Familie: Sein Vater ist jahrelang beim Gastrohändler Morandell angestellt, leitet das Lager in Eugendorf und ist später im Vertrieb tätig. So richtig mit Wein in Berührung kommt Gerald Freinbichler erst in der Tourismusschule, aber auch da ist es nur ein Teil seiner Ausbildung. Erst die Suche nach einer geeignet Arbeitsstelle bringt ihn nach einigen Absagen in den unterschiedlichsten Teilgebieten als Jungsommelier zum berühmten Stanglwirt in der Nähe von Kitzbühel. Und da beginnt die Weinleidenschaft so richtig, der riesige Keller und die Vielfalt an internationalem Wein zünden das Feuer in Gerald. Als er nach einigen Jahren beschließt nach dem Vorbild von Anderas Wickhoff’s Premium Estates eine Art Vertriebsstruktur für mehrere Weingüter aufzubauen, führt ihn sein Weg zum Weingut Franz Weninger und er beginnt dort noch unter dem Seniorchef als Vertriebsleiter. Und lernt dort natürlich einen jungen Mann im Keller kennen: Dominik Gober.

Fast forward ins Jahr 2015: Dominik hat gerade beim Weingut Wenigner aufgehört und ist zurück ans elterliche Weingut gegangen. Allerdings weiter im Traubenverkauf, ein echtes eigenes Weingut hätte er sich zu dem Zeitpunkt auch nicht zugetraut, wie er berichtet. Gerald Freinbichler hat schon länger die Idee, sich in der wunderbaren Region selbst etwas aufzubauen – da passt es natürlich perfekt, dass Dominik Keller und Weingarten liebt, während sich Gerald auf Verkauf und Marketing spezialisiert hat. Nach „einigen Spritzern“ – wie Gerald erzählt – schreiben sie die wichtigsten Punkte eines gemeinsamen Weinguts zusammen, daraus entsteht ein Businessplan und ein heute knapp 20 Hektar großes Weingut. Immer noch im Aufbau befindlich und längst werden nicht alle 20 Hektar selbst verarbeitet, bringen die Beiden großartige und ausdrucksstarke Weine auf die Flasche.

Wie sich die Geschichte weiterentwickelt hat, warum Dominik & Gerald auch heute noch Nebenjobs haben um das Vorhaben, vom eigenen Weingut zu leben, verwirklichen zu können und warum die Weine für uns ganz klar unterm Radar fliegen hört ihr in der aktuellen Folge #151.

Weinfotos: © Wein für Wein; Foto der Winzer: © Gober&Freinbichler

Verkostungsnotiz
Unglaublich frisch kommt der Wein in der Nase daher, eine intensive, aber nicht zu reife Sauerkirsche zieht einen richtig ins Glas hinein. Dazu kommen dunkle Waldbeeren, eine feine Holzwürze und ordentlich Waldboden, vielleicht sogar ein Hauch Tannenwipferl. Etwas fleischige Reduktion ist auch spürbar. Am Gaumen zeigt der Wein dann seine wahre Kraft: Rustikales, ordentlich vorhandenes Tannin matcht sich mit einer feinen Säure – im Kern deutet sich wieder diese saftige Sauerkirsche an, im Vordergrund steht hier aber die Stuktur und die Würze, die für uns wieder in Richtung Waldboden geht. Dazu kommt ein Hauch Orangenzeste und florale Noten die an Rosenblätter erinnern. Auch die Holzwürze ist im Abgang wieder spürbar, das Tannin wird hinten raus fast scharfkantig, man spürt den eisenhaltige Boden aus dem Hochäcker-Anteil richtig raus. Großartig – und das ist erst der Ortswein!

9,2/10

Punkte Kady

Unglaublich schöne Struktur, ein enorm feinwürziger Blaufränkisch. Preis-Leistung sowieso unschlagbar!

9,3/10

Punkte Michael

Feine Eleganz, betörende Furcht. Wunderbar rustikaler Blaufränkisch, das liebe ich!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Gober & Freinbichler findet ihr im weingutseigenen Onlineshop sowie bei Döllerers und Wagners Weinshop. Den Horitschoner Blaufränkisch 2020 gibt’s aktuell direkt beim Weingut für knapp 20€.

Das können wir noch empfehlen…
Wir lieben das Sortiment von Gober&Freinbichler – noch viel zu unbekannt wie komplett das daherkommt. Die Lagen-Blaufränkisch sind nochmal ein klares Level über den Ortsweinen, besonders der Kirchholz aus 2021 hat es uns angetan. Aber auch im Weißwein-Bereich wird’s spannend, unser Favorit ist der Gemischte Satz Muschelkalk 2022. Und ganz neu, aber schnell leer: Der intrazellulär vergorene Chill! 2023.

Podcast-Folge Nr. 151
Unsere Podcast-Folge zu Dominik Gober und Gerald Freinbichler könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.