von der Vogelwaide: Frau Welt Blanc 2021

Wachau, Niederösterreich
Rebsorte: Frappato

Kategorie: classic – funky – crazy

Wir haben für diese Folge Daniel Vogelwaid und Michael Donabaum in ihrem heutigen Zuhause am südlichen Donauufer der Wachau besucht. Hier ist es ruhiger als jenseits der Donau, für einen Teil ihrer Weingärten müssen sie dennoch regelmäßig rüber. Die beiden wohnen direkt über ihrem Weinkeller, im Garten tummeln sich die Hühner, zwischendrin zwei ihrer Lämmer, die sie per Hand aufziehen. 2019 entstand das Weingut von der Vogelwaide quasi aus dem Kinderzimmer von Michael heraus, nicht allzu lange, nachdem sich Daniel und Michael kennengelernt hatten. Wir haben mit ihnen über die Entstehungsgeschichte des Weinguts gesprochen, über die Herausforderungen der ersten Jahre und ihre grandiosen Weine, mit denen sie die Wachau komplett neu interpretieren.

Michael wächst in Spitz an der Donau als Winzerkind auf, klassischer geht’s kaum. Und so landet er in der Weinbauschule Klosterneuburg, dort bleibt er aber nur ein Semester lang, das Internatsleben ist dann doch nichts für ihn. Weiter geht’s in der Weinbauschule Krems, direkt dran hängt er einen Marketinglehrgang und sammelt parallel Praxiserfahrung in der Wachau, der Steiermark, Südafrika und der Pfalz. Und noch während Michael in der Pfalz bei von Winning arbeitet, entschließt er sich dazu, den Weinbau an den Nagel zu hängen und inskribiert sich für ein Innenarchitektur-Kolleg – die Inspiration dazu kommt, als seine Eltern ein Hotel bauen und Michael so einige Schulstunden sausen lässt, um an den Bau- und Designbesprechungen teilzunehmen. Das Kolleg schließt Michael 2020 ab, parallel zum Aufbau von „von der Vogelwaide“, gemeinsam mit Daniel.

Daniels Geschichte ist eine andere. Er kommt vom Rande der schwäbischen Alp, Weinbau gibt’s hier nicht besonders viel, in seiner Familie gibt’s keine Verbindung dazu. Und trotzdem findet er das Thema Wein zunehmend interessant, will eigentlich in Geisenheim studieren, seine Eltern bewegen ihn aber zu einer Weinbauausbildung, die er im Raum Stuttgart absolviert – im Nachhinein die beste Entscheidung, meint er heute. Danach geht’s direkt nach Frankreich, eine Verbindung, die ihm nie verloren gehen wird. Weil die Lese länger dauert, verpasst er ein paar Einführungsveranstaltungen in Geisenheim, Praxis war ihm aber ohnehin immer wichtiger als die Theorie, erzählt er uns heute. Bis 2015 studiert er dort, ist während des Studiums immer wieder nach Frankreich, von Südfrankreich über das Burgund bis nach Bordeaux. Dort bleibt er hängen und studiert an der Uni in Bordeaux Önologie auf Master-Niveau, bevor es wieder zurück nach Geisenheim geht – die Anrechnung zwischen den deutschen und französischen Unis ist zwar schwierig, die Erfahrung würde Daniel aber trotzdem niemals wieder hergeben. Mit Zwischenstationen an verschiedenen Weingütern geht’s 2017 schließlich nach Österreich – Daniel will einen Master an der BOKU in Wien nachlegen.

Für die Story, wie sich Daniel und Michael 2018 kennenlernten, müsst ihr in unsere Podcast-Folge reinhören, das lassen wir die beiden liebend gerne in eigenen Worten erzählen – es lohnt sich, reinzuhören.

Daniel und Michael entscheiden sich rasch dafür, ihr eigenes Ding zu machen und starten von der Vogelwaide 2019. Nun stellt sich die berechtigte Frage: Wie kommt man in der Wachau an Weingärten? Die beiden gehen das smart an: „Weingärten gesucht“ hängen sie an die schwarzen Bretter der Wachauer Kirchen, und bald kommen die ersten Rückmeldungen. Loswerden wollen die meisten Verkäufer:innen besonders schwierig zu bewirtschaftende Weingärten, die steilen, unzugänglichen Rieden. Daniel und Michael greifen zu und kommen so Stück für Stück zu extrem spannenden Steillagen im Spitzer Graben und dem Südufer der Wachau. Alles weitere gibt’s im Podcast zu hören!

Die Cuvée Frau Welt Blanc 2021 setzt sich aus Riesling, Neuburger, Grünem Veltliner und Chardonnay zusammen. „Die Frau Welt ist sicher unser wichtigster Wein“, erzählt Michael. Dabei meint er nicht unbedingt die Menge – rund 2.000-2.500 gibt’s pro Jahrgang – Frau Welt dient eher als Aushängeschild, das am öftesten auf Weinkarten landet und genau das repräsentiert, was die beiden mit ihren Weinen ausdrücken wollen.

Fotos: © Wein für Wein

Verkostungsnotiz
In der Nase eine kühle Frische, dazu eine Würzigkeit, etwas Mandelblüte und ein kleinwenig reife gelbe Frucht im Hintergrund. Alles in allem recht verhalten, der Wein gibt erst Stück für Stück seine Aromen frei. Am Gaumen setzt sich das Bild fort – ein dichter Kern aus saftiger gelber Frucht, umgeben von kräutriger Würze und Cremigkeit. Mühelos getragen wird das ganze von einem richtig schönen Säurebogen, der im Abgang in eine feine Rauchigkeit und Ingwerschärfe übergeht. Das schiebt schon ordentlich an, mit der Salzigkeit hinten dran möchte man den zweiten Schluck quasi sofort nehmen. Dieser Wein symbolisiert genau das, was wir an der Vogelwaide-Stilistik so sehr lieben – glockenklar, richtig lang, balanciert und mit ordentlich Trinkfluss ausgestattet. Lieben wir!

Und hier findet ihr den Wein
Im Podcast hatten wir die Cuvée Frau Welt 2021 im Glas. Ihr bekommt den Wein sowohl in ihrem Online Shop als auch bei Freiheit Vinothek. Kostenpunkt gut € 35.

Das können wir noch empfehlen…
Lust auf den Easy Drinking Einstieg ohne viel Alkohol? Dann schnappt euch Kane Grade. Der Balztanz Blanc beschreibt fast ebenso gut wie Frau Welt die burgundische Eleganz, die den Kern der Vogelwaide-Stilistik bildet.

Podcast-Folge Nr. 149
Unsere Podcast-Folge mit Michael und Daniel von der Vogelwaide könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.