Etienne Calsac: Comète #4

Avize, Côte des Blancs, Champagne
Rebsorte: Petit Meslier

Kategorie: classic – funky – crazy

Als wir Etienne Calsac beim Release-Event seines neuen Champagners Comète #4 im Bubble Bistrot in Wien kennenlernen, ist sofort klar, dass wir ihn und seine Weine im Podcast vorstellen müssen. Etienne ist das, was wir einen vorbelasteten Quereinsteiger nennen. Vorbelastet, weil seine Großeltern eine ganze Menge Rebflächen über mehrere Regionen der Champagne hinweg besitzen. Der Großvater kauft in den 60ern im großen Stil Flächen an der neu in die Champagne-Appellacion aufgenommenen Côte des Bars und Côte de Sézanne. Das ist damals noch relativ günstig möglich, allerdings geht der Großvater ein nicht zu unterschätzendes Risiko ein, denn zu der Zeit werden die neuen Champagne-Regionen bestenfalls belächelt. Die Großeltern haben allerdings kein eigenes Weingut, sie verkaufen die Trauben an große Häuser.

Etienne wächst in Reims auf, besucht seine Großeltern in der Kindheit oft im von Weinbau geprägten Dorf Avize und beschließt mit 14, dass er gerne Winzer werden möchte. Nach dem Abschluss der Weinbauschule im selben Dorf geht’s für Etienne erstmal raus in die Welt. Zuerst für den Bachelor im Bereich Weinhandel nach Montpellier, dann als Assistant Winemaker in die USA zu Geyser Peak, zu Cloudy Bay in Neuseeland, zum kanadischen Weingut Peninsula Ridge und zurück in die Champagne zu Bruno Paillard. Nach einem kurzen Abstecher in den kanadischen Weinhandel hat Etienne 2010 im Alter von 26 schließlich den Aufbau seines Weinguts in Avize begonnen. Die Basis dafür sind 3 Hektar Rebfläche an der Côte des Blancs und dem Vallée de la Marne, die er vom Großvater pachtet.

Die ersten Jahre sind hart, neben den Investitionskosten für den Bau eines Weinguts muss Etienne auch seine Stilistik finden und Händler:innen überzeugen. Zwischen 2010 und 2015 bedeutet das für den jungen Winzer viel Kopfzerbrechen, 2014 überlegt er kurz, ob er die Arbeit wirklich weiterführen möchte. 2015 dreht sich der Wind zum Glück – er wird von einem amerikanischen Händler entdeckt, wird den früheren Händler in Paris los und landet mit dem neuen gleich bei der Eröffnung des Ritz in Paris. Heute werden Etiennes Weine in 40 Ländern weltweit verkauft, 30% seiner Produktion bleibt in Frankreich.

Auch im Stilfindungsprozess ging einiges voran – vom zunächst sehr braven, nach dem Schulbuch hergestellten Champagner ging es für Etienne hin zum Verzicht auf Filtration und Stabilisierung, geschwefelt wird minimal, dafür ist der Einsatz von Holz ein gerne genutztes Stilmittel. Seit 2018 arbeitet er auf seinen eigenen Flächen biologisch, ab 2020 kauft er 3 Hektar Traubenmaterial dazu, um seine Produktion auf insgesamt rund 60.000 Flaschen im Jahr erhöhen zu können. Heute ist Etienne angekommen. Seine Champagner sind gefragt, seine Produktion stabil, nun kann er an den kleinen Stellschrauben drehen und sich auf Projekte wie den Comète fokussieren. Die Geschichte zur Entstehung der Comète-Serie und zum Etikett hört ihr im Podcast!

Fotos: © Wein für Wein

Verkostungsnotiz
Im Glas haben wir hier ein dichtes Goldgelb ohne überbordendes Mousseux. Die Nase ist so distinktiv, dass Michael dein Wein gleich beim ersten Mal reinriechen wiedererkannt hat. Reifer gelber Apfel, dazu ganz zart ins exotische gehende Frucht, Nelke und ein kleinwenig Zimt. Darüber liegt eine Schicht aus Steinmehl, etwas staubig-kreidiges, dass uns fast an Fizzers erinnert – eine Süßigkeit irgendwo zwischen Traubenzucker und Brausepulver. Am Gaumen schlägt der Wein zunächst einen schönen Bogen, verteilt sich überall und bringt durch die vibrierende Säure von Beginn an eine richtig schöne Spannung rein. Der hier passen uns die Fizzers gut ins Bild, das Aromenspektrum zieht sich durch. So viel Lebendigkeit, so viel Intensität steckt mit seiner feinen Perlage, dem optimal strukturierten Gerbstoffgerüst und dem Kick an Restzucker in diesem Wein, und trotzdem ist er perfekt balanciert. Eigenständig, einzigartig und vibrierend von vorne bis hinten, was für ein Champagner!

9,8/10

Punkte Kady

Dieser Champagner strahlt, ohne zu blenden. Man kann sich in seinen Details verlieren, oder einfach die Harmonie und den herrlichen Trinkfluss genießen. So oder so, ein Meisterwerk.

9,8/10

Punkte Michael

Es gibt Champagner, die sind wunderschön. Und es gibt welche, die nochmal einen drauf legen in ihrer Einzigartigkeit und Eigenständigkeit.

Und hier findet ihr den Wein
Die Champagner von Etienne Calsac findet ihr bei Bubble Bistrot. Wenn ihr gerne eine Flasche vom sehr limitierten Comète #4 haben möchtet, dann schreibt dem lieben Martins Pilens eine Nachricht – Kostenpunkt um die € 130.

Das können wir noch empfehlen…
Wir lieben den Einstieg von Etienne: L’Échappée Belle wollen wir wirklich allen ans Herz legen, die die Champagner von Etienne kennenlernen möchten.

Podcast-Folge Nr. 143
Unsere Podcast-Folge zu Etienne Calsac könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.