Foradori: Granato 2018

Trentino, Italien
Rebsorte: Teroldego

Kategorie: classic – funky – crazy

Als Elisabetta Foradori 1984 das Weingut von ihrer Mutter übernimmt, ist sie keine 20 Jahre alt. Ihr Vater starb sehr früh, die Mutter hielt den Betrieb zwar wirtschaftlich am Laufen, ist allerdings selbst keine Winzerin. Elisabetta hingegen lässt sich zur Önologin ausbilden und findet schon bald ihre eigene Vision für das Weingut – weitab von dem in der Region üblichen Stil. Sie experimentiert zunächst mit Rebsorten und findet im autochthonen Teroldego alles, was sie sucht. Zu dem Zeitpunkt ist die Rebsorte weder international bekannt, noch in Italien gefeiert, sie steht für unkomplizierten, fruchtbetonten Massenwein. Elisabetta schafft es innerhalb kurzer Zeit, dieses Bild des Teroldego grundlegend zu ändern. Sie beginnt, den Teroldego zu selektionieren und konzentriert sich ganz auf ihren neuen Stil – dicht, kraftvoll und durchaus von Holz geprägt – zunächst gemeinsam mit dem Weinbauprofessor Rainer Zierock , den sie 1988 heiratet. Die beiden bekommen drei Kinder zusammen, recht früh trennen sich ihre Wege allerdings wieder.

Ende der 1990er ist Elisabetta wirtschaftlich erfolgreich, der Teroldego ist dank ihr wieder auf der Weltbühne präsent. Und dennoch fehlt ihr etwas, sie ist auf der Suche nach mehr – und findet in der Biodynamie das Gesuchte. Anfang der 2000er experimentiert sie mit den ersten Weingärten, schon ab 2003 stellt sie ihren Betrieb komplett um. Im Trentino war sie gemeinsam mit den Lageders die Erste, die diesen Schritt gewagt hatte. Ab 2002 gibt sie auch die Reinzuchthefe auf, mit der sie bisher arbeitete – so verändert sich nicht nur ihre Arbeitsweise am Weingut, sondern konsequenterweise auch die Weinstilistik. Die agronomische Umsetzung der Umstellung auf Biodynamie gestaltet sich zunächst als sehr schwierig, Mitarbeiter:innen können teils kein Verständnis dafür aufbringen, dass sie vom „modernen“ Weinbau zurück zur Hacke greifen müssen. Für Elisabetta ist jedoch klar – nur dieser Weg führt nach vorne.

Ab 2013 kommt mit Emilio die nächste Generation ins Weingut. Der studierte zwar zunächst Philosophie in Deutschland, macht währenddessen aber an verschiedenen Weingütern in Frankreich, Deutschland und Italien die Lese mit und erkennt darin seine Zukunft. Mit seiner Rückkehr übernimmt er den Weinkeller und braucht zunächst ein paar Jahrgänge, um seinen persönlichen Stil zu finden. Ab 2018 – dem Jahrgang, den wir im Podcast verkosten – ist er wieder 100 % zufrieden mit den abgefüllten Weinen, die im Gegensatz zu Elisabetta Stil leichter und feiner strukturiert sind. Inzwischen sind mit Theo und Myrtha auch seine Geschwister zurück am Weingut. Während sich Theo um den Vertrieb kümmert, hat Myrtha einen ganz neuen Zweig der Azienda Agricola Foradori geöffnet und baut nun Gemüse an – teils zwischen den Rebzeilen, teils jenseits davon. Und Elisabetta? Die geht ganz in ihrer neuen Beschäftigung auf: Ab 2020 konzentriert sie sich voll auf die Herstellung von Käse, den sie aus der Milch der zum Weingut gehörenden Rinder macht.

Der Granato war in den 80ern jener Wein, der Elisabetta und die Rebsorte Teroldego berühmt gemacht hatte. Auch heute noch ist er das Flaggschiff der Foradoris. Je nach Jahrgang werden bis zu 50% ganze Trauben verwendet. Der Granato sieht ausschließlich Holz, gärt also auch im Holzbottich vollständig auf der Maische, das dauert im Schnitt rund 3-4 Wochen. Dann kommt er ins große gebrauchte Holz und bleibt zwei Winter dort, rund 18 Monate. Die vier alten Teroldego-Weingärten, von denen die Trauben für den Granato stammen können, sind übrigens die Exponiertesten mit dem meisten Schotter und Dolomitgestein im Weingut.

Weinfotos: © Wein für Wein; Foto der Winzer: © Foradori

Verkostungsnotiz
Die Rebsorte Teroldego schafft es, die Brücke zwischen alpiner Frische und mediterraner Würze & Dichte zu schlagen – das ist im Granato ganz besonders schon zu spüren. Klar, wir haben hier einen warmen Jahrgang im Glas, das bekommt man schon in der Nase mit reifer Kirschfrucht, tiefer, fast pfeffriger Würzigkeit und animalisch-fleischigen Tönen zu spüren. Am Gaumen schafft der Wein die Balance zwischen Dichte und Eleganz. Reife, richtig saftige Frucht wird von ordentlich Säure und leicht rustikalem, mittlerweile super eingebundenem Gerbstoff begleitet – Trinkfluss inklusive. Der 2018er ist gerade sehr schön antrinkbar und macht richtig Spaß!

9,5/10

Punkte Kady

Der Granato 2018 ist ein Beweis dafür, dass der Teroldego im Trentino auch in warmen Jahren seine Stärken voll ausspielt und die Region wundervoll repräsentiert.

9,5/10

Punkte Michael

Das Spannungsfeld aus Saftigkeit, robuster Säure- und Tanninstruktur, die für Frische sorgt und mediterraner Würzigkeit machen den Granato einfach einzigartig.

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine der Azienda Agricola Foradori findet ihr unter anderem bei WEIN & CO und Lobenbergs. Bei Letzterem gibt’s diverse Jahrgänge des Granato, unter anderem auch den 2019er, der zu den Lieblingsjahrgängen von Emilio zählt. Kostenpunkt des Granato ist um die € 60.

Das können wir noch empfehlen…
Wir lieben auch den Einstiegs-Teroldego Foradori um rund € 24, die juicy, funky Abwandlung namens Lezér und die Lagenweine Morei und Sgarzon.

Podcast-Folge Nr. 140
Unsere Podcast-Folge zum Granato 2018 von Foradori könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.