Weingut Rudolf Fürst: Klingenberger Spätburgunder 2021

Bürgstadt, Franken, Deutschland
Rebsorte: Spätburgunder

Kategorie: classic – funky – crazy

Gerade einmal 21 Jahre alt war Paul Fürst, als er die gemischte Landwirtschaft seines Vaters übernahm. Übernehmen musste besser gesagt, denn sein Vater Rudolf war soeben verstorben. Angesteckt von einem Praktikum beim Weingut Schloss Johannisberg – damals auf dem absoluten Höhepunkt – wollte sich Paul Fürst auf die 1,5 Hektar Wein fokussieren. Das Studium in Geisenheim war schon begonnen, doch dann kam der Schicksalsschlag. Und trotzdem hat Paul Fürst durchgezogen: Techniker-Lehre, die restlichen Einkommenszweige des Gemischtbetriebs veräußert und mit 1,5 Hektar das Weingut gegründet. Benannt nach seinem Vater, Rudolf Fürst.

Was danach passiert, das ist  – wenn man so will – deutsche Weinbaugeschichte: Paul Fürst ist angefixt durch den Qualitätsweinbau-Zugang auf Schloss Johannisberg und will großen Wein machen. Er erkennt schnell, dass sich die kargen, von rotem Bundsandstein geprägten Lagen in Bürgstadt vor allem für eine Rebsorte eignen: Spätburgunder. Und so zieht er in den 80er Jahren los, mit dem Ziel den besten Spätburgunder des Landes zu machen. Er findet einige Gleichgesinnte, macht Reisen ins Burgund, pflanzt burgundische Pinot-Klone, blickt aber auch nach Graubünden oder nach Oregon. Überall hin, wo richtig guter Pinot gemacht wird. Und der Rest ist Geschichte – oder wie man immer wieder liest: „Burgund liegt in Bürgstadt“.

Das ist das Vermächtnis, dass Sebastian Fürst im Jahr 2007 von seinem Vater übernehmen durfte. Sebastian, heute operativer Leiter des gesamten Betriebs, wollte eigentlich nicht mal Winzer werden. Erst ein Praktikum in Südafrika hat ihn vom Berufswunsch Tischler hin zum Winzer gebracht. 2007, als er den ersten Jahrgang gemeinsam mit seinem Vater vinifiziert, ist das Weingut Fürst bereits in aller Munde. Paul Fürst wurde 2003 von VINUM zum Winzer des Jahres gekürt, wer von den besten Spätburgundern des Landes spricht, der spricht von Fürst. Und was macht Paul Fürst, quasi am Höhepunkt? Er übergibt Sebastian im Jahr 2008 die volle Verantwortung über die Rotweine. Druck, Herausforderung, aber auch großes Vertrauen – so erzählt es Sebastian. 14 Jahre später wird auch Sebastian zum Winzer des Jahres, er kann nahtlos an die Erfolge des Vaters anknüpfen und zu Recht ist der Name Fürst auch heute noch mit den besten deutschen Spätburgundern verbunden.

Weinfotos: © Wein für Wein; Foto der Winzer & Weinberge: © Weingut Fürst

Verkostungsnotiz

Im Glas ein helles, wunderschön leuchtendes Rubinrot – und in der Nase die absolute Verführung. Wahnsinn wie geil das mit etwas Luft daherkommt! Vielschichtig, man wird förmlich ins Glas gezogen, ordentlich rauchig-würzige Noten, grüne Kräuter.  Ein fleischiger Duft kommt dazu und darunter eröffnet sich ganz zart und fein eine reife, durchaus intensive rote Frucht, die einen unglaublich in dieses Glas hineinzieht. Am Gaumen beginnt es dann olympisch zu werden, wie Kady meint: Ein gestählter Körper – unglaublich schlank, elegant, aber dennoch muskulös und kraftvoll am Gaumen. Trifft’s hier ganz gut! Unglaublich geradlinig, frisch, das Tannin noch sehr jugendlich und kämpferisch. Wunderschön integrierte, durchaus intensive Säure. Auch am Gaumen wieder viel Würze, kräutrige Frische, saftige Sauerkirsche und etwas Walderdbeeren. Unendlich lange! Das ist jetzt schon groß und wow, das wird in ein paar Jahren noch viel schöner! Weltklasse!

9,5/10

Punkte Kady

Wie ein olympischer Diskurswerfer: Stählerne Muskeln, kraftvoll fordernd, dabei aber pure, schlanke Eleganz! Wow!

9,5+/10

Punkte Michael

Das ist ganz großes Spätburgunder-Kino: Unglaublich vielschichtig, präzise, straff und wahnsinnig lang. In 10 Jahren bitte nochmal!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine vom Weingut Fürst findet man unter anderem bei Wagners Weinshop, Lobenbergs, Weinfurore oder Pinard de Picard. Da die Weine immer schnell ausverkauft sind, ist der Klingenberger Spätburgunder 2021 aktuell nur noch bei Wagner und Pinard de Picard erhältlich. Kostenpunkt je nach Händler unterschiedlich, zwischen 42€ und 54€.

Das können wir noch empfehlen…
Enorm spannend ist neben den großartigen Spätburgundern auch der Frühburgunder. Eine nahezu ausgestorbene Rebsorte, über die man nicht viel weiß – außer, dass sie auf den kargen Bürgstädter Böden äußert gut zurecht kommt und eine Diva ist. Laut Sebastian Fürst doppelt so viel Arbeit wie Pinot – puh. Auch die Weißweine verdienen Beachtung, sind allerdings gefühlt noch etwas schwerer erhältlich.

Podcast-Folge Nr. 137
Unsere Podcast-Folge zum Weingut Fürst könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.