Marof: Mačkovci Modra Frankinja 2019

Goričko, Prekmurje, Slowenien
Rebsorte: Blaufränkisch

Kategorie: classic – funky – crazy

Das Weingut Marof ist in der nordöstlichsten Ecke Sloweniens zu verorten, kurz vor der Grenze zu Ungarn und einen Steinwurf entfernt von der Steiermark und dem Burgenland. Wenn ihr bisher noch nicht viel von der Weinregion Goričko gehört habt, dann seid ihr nicht alleine. Auch als in der slowenischen Weinszene in den 80ern Aufbruchsstimmung herrschte, blieb es hier ruhig. Dabei reichen die Wurzeln der Weingeschichte in dieser stark vom pannonischen Klima beeinflussten Region durchaus tief. Als die Ländereien im 18. und 19. Jahrhundert in den Händen der Grafschaft Szapáry waren, pflanzten diese dort neben anderen Rebsorten auch Blaufränkisch. Dieser verschwand in den historischen Wirren des 20. Jahrhunderts aber ebenso wie das Interesse an Goričko als Weinregion. Erst als der Investor Stane Polanič Anfang der 2000er beschloss, in die Fußstapfen der Szapáry zu treten, änderte sich das wieder.

45 Hektar Rebfläche rund um ein altes Jagdschloss der Szapáry in Mačkovci sowie in den Dörfern Bodonci und Kramarovci bildeten die Grundlage des Weinguts Marof, das Stane Polanič 2006 gründete. Von Beginn an war sein Interesse am Blaufränkisch groß, deswegen holte er sich einen Winzer an die Seite, der erwiesenermaßen ein Händchen für die Rebsorte hat: Erich Krutzler. Von 2006 bis 2008 unterstützte dieser die Konzeption des neuen Weinguts und Weinkellers, setzte rund um Mačkovci rund 32.000 Stöcke Blaufränkisch aus und kümmerte sich um die Vinifizierung der ersten Jahrgänge.

Da Erich Krutzler damals eigentlich schon in der Wachau zuhause war, Weingut Pichler-Krutzler inklusive, hat er einen würdigen Nachfolger für Marof gesucht und in Uroš Valcl gefunden. Uroš und Erich standen 2008 auf einer slowenischen Weinmesse zufällig am selben Tisch. „Sie haben uns wahrscheinlich zusammen gestellt, weil sie wussten, dass ich ganz gut Deutsch spreche“, meinte Uroš. Sowohl er als auch die Weine seines 4 Hektar großen Familienweinguts, die er mitgebracht hatte, dürften ordentlich Eindruck gemacht haben. Am Ende des Tages meinte der Erich: „Komm zu Marof, jemanden wie dich brauchen wir.“

Uroš, dessen Weingärten in der Stajerska Slovenija lagen, hatte von Goričko bisher wenig gehört. Der Ex-Profibasketballer hatte schon mit gut 20 seinen ersten Wein gemacht, als er 1999 die Flächen nahe Maribor von seiner Mutter übernahm. Als er Marof erstmals besuchte, war er fasziniert und stimmte zu, die Winzertätigkeiten von Erich zu übernehmen. 2009 brachte er seine erste Lese bei Marof ein, damals noch ohne Blaufränkisch, dafür aber mit frisch fertig gestelltem, hochmodernen Keller, in dem Platz für bis zu 300.000 Liter Wein wäre. Wäre? Genau, denn diese Menge füllt Uroš heute bei weitem nicht ab. Von Beginn an lag sein Fokus klar darauf, den bestmöglichen Wein zu machen. Und das ist für Uroš nur möglich, indem man seine Weingärten bis ins Detail kennt. Wein wird im Weingarten gemacht und nur wenn die Traubenqualität stimmt, kann großer Wein entstehen. Uroš arbeitet heute mit „nur“ rund 20 Hektar Wein und füllt im Jahr rund 60.000 Liter ab – der Qualität zur Liebe.

Ganz klar fokussiert er sich darauf, die Herkunft und das „Micro-Terroir“ seiner Weine herauszuarbeiten. Dabei entstehen wunderschön puristische Weine, gearbeitet wird mit feinster Klinge. Im Keller setzt er auf Low Intervention. Seine Weine bleiben in der Regel mindestens 12-18 Monate im großen Holz auf der Vollhefe, teils auch erheblich länger. Der Blaufränkisch Mačkovci 2019 war ganze 30 Monate im Holz, diese Zeit braucht er allerdings auch. Nach dem Abzug in den Stahltank dürfen sie dort zur Ruhe kommen und erhalten vor der Abfüllung noch ein wenig Schwefel zugesetzt.

Weinfotos: © Wein für Wein; Foto des Winzers & Weinguts: © Weingut Marof

Verkostungsnotiz
Im Glas ein dunkles, intensives Rubinrot. Die Nase wandelt sich mit zunehmend Luft kontinuierlich, zunächst sind da tiefe, dunkle Beerentöne zu spüren, dazu etwas Weichsel. Ebenso präsent sind Anklänge von Steinmehl und Bitterschokolade. Dazu kommt eine wunderschöne, wandelbare Würzigkeit, für uns geht’s Richtung Waldboden und Tannennadeln. „Puh, das schiebt am Gaumen“, meinte Michael nach dem ersten Schluck, und recht hat er. Das Ding hat richtig Druck, das Tannin noch immer sehr muskulös, dazu die kraftvolle Säure. Zu Beginn eine schöne Saftigkeit, dann überwiegt die Würzigkeit, gepaart mit Säure und Tannin. Michael verortet hier zusätzlich Graphitnoten. Im langen Abgang dann wieder eine balancierte Würzigkeit und ein wenig dunkle Beeren. Und bei aller Kraft ist hier sehr deutlich spürbar, dass mit sehr feiner Klinge gearbeitet wurde. Der Wein ist gemacht um noch lange zu bestehen und zu reifen – wir trinken ihn aber auch schon jetzt sehr gerne!

9,6+/10

Punkte Kady

Dieser Wein reiht sich ein in die Riege der großen Blaufränkisch. Ein Kraftpaket mit viel Druck und dennoch feiner Klinge – da steckt schon sehr viel Handwerkskunst dahinter!

9,5+/10

Punkte Michael

Genau so geht Blaufränkisch. Das Ding hat durchaus Muskeln und will aktuell noch kämpfen, aber da bin ich sofort dabei. Gerne schon jetzt trinken, genauso kannst das aber mindestens 10 Jahre liegen lassen!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Marof findet ihr bei Wein am Limit. Hier gibt’s auch den Blaufränkisch Mačkovci 2019, der kostet € 48.

Das können wir noch empfehlen…
Der Sauvignon Blanc Bodonci hat uns ebenfalls absolut überzeugt, genauso wie der Chardonnay Kramarovci – generell kann hier nicht viel schief gehen!

Podcast-Folge Nr. 123
Unsere Podcast-Folge zum Mačkovci Modra Frankinja 2019 von Marof könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.