Domaine de Lorient: Saint-Péray AOC 2021

Saint Péray, Nordrhône, Frankreich
Rebsorte: Roussanne, Marsanne

Kategorie: classic – funky – crazy

Laure Colombo wächst in Cornas, einem Weinbaudorf am südlichen Zipfel der nördlichen Côtes du Rhône auf. Schon hier lernt sie ihre Liebe zur Natur und den Weingärten kennen, von ihrem Vater erbt sie einiges an Selbstbewusstsein, von ihrer Mutter den grünen Daumen. Die beiden gründeten das „Centre Oenologique des Côtes du Rhône“, ein Wein-Beratungsunternehmen, und führen seit 1987 mit der Domaine Jean-Luc Colombo ihr eigenes Weingut.

Bevor sich Laure nun dem Wein zuwendet, will sie erst mal die Welt sehen. Zuerst studiert sie Wirtschaft in Lille, nach ihrem Abschluss geht’s zuerst in die USA. Nach einem Abstecher in der Disney World arbeitet sie für ein amerikanisches Wein-Magazin und anschließend als Sommelier-Assistentin in einem Restaurant vom Alain Ducasse in New York City. Danach arbeitet sie für Dom Perignon und Moet & Chandon – jeweils im Bereich Marketing & Kommunikation. Danach geht’s aber noch nicht nach Hause, zuerst verschlägt es sie noch nach Indien. Weiter geht’s dann in Frankreich, sie absolviert den Bachelor in Önologie in Bordeaux arbeitet ein Jahr lang am Chateau Haut-Brion. Das war’s natürlich noch nicht, sie setzt einen Önologie-Master in Montpellier drauf und arbeitet an einem großen Weingut in Neuseeland. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse zeigen ihr letztendlich, wie wichtig die Landwirtschaft für sie und ganz generell für die Menschheit ist, und wie schön jener Flecken Erde ist, von dem sie stammt. Eine letzte Station, die sie nachhaltig inspirieret, ist ein Praktikum bei Isabel Ferando in Chateauneuf-du-Pape.

2010 kehrt Laure zurück zum Weingut der Eltern und unterstützt sie – bis sie 2014 beschließt, dass es Zeit für etwas Eigenes ist. Im gleichen Jahr lernt sie bei der Lese den Fotojournalisten Dimitri Roulleau-Gallais kennen. Wenn’s passt, dann passt’s, meint Laure, und gründet gemeinsam mit Dimitri die Domaine de Lorient. Im Zentrum steht ein alter, verfallener Bauernhof im Dorf Saint Peray mit rund 20 Hektar Fläche. Hier verwirklichen Laure und Dimitri ihren Traum vom eigenen Bauernhof und Weingut, ganz nach ihren eigenen Vorstellungen. Dazu gehört die biologische Bewirtschaftung, ergänzt von biodynamischen Ideen wie dem Mondkalender. 2014 pflanzen sie 4 Hektar Rebfläche aus, zu 70% Roussanne und 30% Marsanne. Biodiversität und Artenschutz sind für die beiden ganz essenziell, dementsprechend sind in ihren Weingärten unzählige Bäume, Hecken und Sträucher zu finden. Zwischen den Reben grasen Kühe und Schafe, dazu kommen Hühner, Schweine und Bienen – ein richtiger Paradisgarten eben.

Der Wein besteht zu 70% aus Roussanne und zu 30% aus Marsanne, ein Verhältnis, dass für die Region eher unüblich ist. Normalerweise hat Marsanne die Oberhand. Rund 10 Jahre sind die Reben alt, sie wurden von Laure in genau dem Verhältnis als gemischter Satz auf dem für die Region typischen Kalkboden ausgepflanzt, das wir letztlich auch im Glas haben – Selection Marsalle, versteht sich. Geerntet wird alles gemeinsam, dann wird direkt gepresst. Der Most bleibt über Nacht im Stahltank und kommt am nächsten Tag in gebrauchte 400-Liter Eichenfässer. Nach der malolaktischen Gärung folgt eine kleine Schwefelgabe, je nachdem wie viel flüchtige Säure vorhanden und wie stabil der Most ist. Der Gesamtschwefel liegt in der Regel bei nur rund 20 mg/Liter. Neun Monate lang bleibt der Wein im Holz, dann wird abgefüllt.

Weinfotos: © Wein für Wein; Foto der Winzer: © Domaine de Lorient

Verkostungsnotiz
Strahlendes Goldgelb, nicht zu 100 % blank. Die Nase springt förmlich aus dem Glas, zuerst als sahniges Karamellbonbon, darauf folgt ein Kompott aus gelben Birnen, Nelken und Gewürze inklusive. Gleichzeitig haben wir auch etwas unerwartet Dunkelfruchtiges in der Nase, das uns an Dörrzwetschgen erinnert. Der Wein schmiegt sich förmlich an den Gaumen, mundfüllend und fast cremig. Auch am Gaumen haben wir die saftige gelbe Birne, die Malo gepaart mit dem Holzeinsatz macht sich hier ebenso bemerkbar. Im Abgang haben wir dann ganz zart oxidative Noten, ein Hauch Nussigkeit, dazu getrocknete Beeren.

9,3/10

Punkte Kady

Hier sind Nase und Gaumen sehr schön im Einklang – what you smell is what you get. Das funktioniert insgesamt schon richtig gut.

9,3/10

Punkte Michael

Das ist zwar etwas abseits der Stilistik, die ich üblicherweise trinke, geht sich für mich aber sehr gut aus. Was Neues zu probieren zahlt sich eben aus!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine der Domaine de Lorient findet ihr entweder bei The Grape Gallery oder auch bei Weinhalle. Der Saint-Péray 2021 kostet rund € 30.

Das können wir noch empfehlen…
Die nördliche Rhône ist berühmt für ihren Syrah – den von Laure können wir euch auf jeden Fall ans Herz legen.

Podcast-Folge Nr. 122
Unsere Podcast-Folge zum Saint-Peray von Laure und Dimitri könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.