Rebenhof: SILT 2015 III

Ratsch an der Weinstraße, Südsteiermark, Steiermark
Rebsorte: Morillon (50%) & Sauvignon (50%)

Kategorie: classic – funky – crazy

Der Rebenhof in der Südsteiermark ist schon seit 1924 im Familienbesitz der Aubells. Der Ururgroßvater der Leobener Familie vom heutigen Winzer Hartmut Aubell hatte den Rebenhof erworben, später wurde Rebfläche und Hof an über lange Zeit an die Gebrüder Polz verpachtet. Das Hartmut Aubell den Rebenhof übernimmt, war für seinen Vater klar – Hartmut selber wollte eigentlich lieber beim Bundesheer bleiben, wo er sich als Soldat verpflichtet hatte. Im Nachhinein stellt sich die damalige Entscheidung des Vaters als goldrichtig heraus, Hartmut Aubell ist Vollblut-Winzer mit Leidenschaft. Man würde ihm glauben, wenn er behaupten würde er wollte schon im Sandkasten Winzer werden.

Nachdem zum Winzer-Dasein meist nicht nur das Weingut, sondern auch eine Ausbildung gehört, wurde Hartmut Aubell nach Geisenheim geschickt. Studiert hat der dort mit niemand geringerem als Nikolaus Saahs, der damals als Sprössling des Nikolaihofs ebenfalls nach Deutschland geschickt wurde. Die Beiden sind heute noch beste Freunde und den Einfluss der Nikolaihof-Philosophie merkt man auch am Rebenhof: Nach einem knapp einjährigen Intermezzo der klassischen Bewirtschaftung hat Hartmut Aubell bereits 2010 auf biodynamisch umgestellt – direkt, ohne biologisch-zertifizierten Zwischenschritt. Die Weine bekommen Zeit im Fass. Viel Zeit, wie man am SILT 2015 erkennen kann. Dennoch bleiben sie jugendlich, frisch und mit ungemein Trinkfluss ausgestattet. Als das erinnert – wenn auch in ganz anderer Umsetzung & Stilistik – an die Weine vom Nikolaihof.

SILT ist mittlerweile zum Lebensgefühl am Rebenhof geworden: Unter dem Hashtag #keinTagohneSILT hat Hartmut seine eigene Liebe zu diesem besonderen Wein ausgedrückt, der aus Morillon und Sauvignon „cuvéetiert“ wurde. Die Anführungszeichen deshalb, weil einfach 50% SB und 50% MO ohne großes Auskosten verschnitten wurden. Mittlerweile ist SILT in der dritten und letzten Füllung angekommen, die erste Füllung fand 2020 statt, dann 2021 und 2022. Die Tage mit SILT sind also in Kürze gezählt, denn einen Nachfolger-Wein hat das Lesegut der letzten Jahre nicht hergegeben. Mal sehen, was Hartmut Aubell als Nächstes einfällt, wir sind gespannt!

Weinfotos: © Wein für Wein;

Verkostungsnotiz
Leicht trübes, gedecktes Ockergelb bis Orange. In der Nase ist gleich mal einiges los, zu Beginn noch ein leicht reduktives „Stinkerl“ wahrnehmbar, dass sich mit etwas Schwenken im Glas aber schnell verflüchtigt. Die Nase tangiert zwischen Quitte und reifer Birne mit ordentlich Kräuterwürze bis hin zu Mandarinensaft mit einem exotischen Touch, der in Richtung Mango oder reifer Banane geht. Der Wein verändert sich definitiv im Glas, jede Nuance ist dabei allerdings wunderschön. Leichte Heu-Noten und etwas Muskat kommen in der Nase ebenfalls zur Geltung wie leicht florale Anklänge, insgesamt bleiben wir trotz der reifen Fruchtaromen im Gesamtbild immer sehr kühl. Am Gaumen zeigt der Wein zu Beginn eine gewisse Rundung, wir sind wieder bei reiferen Früchten, leichte Exotik, überreife Birne – ultra saftig. Danach breitet sich die Würze gemeinsam mit dem körnigen, aber gut eingebundenen Gerbstoff aus und sorgt für ordentlich Zug und Trinkfluss – die Säure steht hier gar nicht so sehr im Vordergrund. Im langen Abgang bleiben dann so richtig rote Apfelschalen haften & trocknen den Gaumen aus. Achtung, sehr schnell leer!

9,4/10

Punkte Kady

Das gefällt mir richtig, richtig gut. Das kann bei den maischevergornenen Weinen der Südsteiermark-Stars a la Werlitsch super mithalten!

9,4/10

Punkte Michael

Diese unglaubliche Saftigkeit fasziniert mich. Mega wie viel Trinkfluss und dennoch Komplexität der Wein mitbringt. Trinkt’s mehr Rebenhof!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine vom Weingut Rebenhof findet ihr unter anderem bei Drops Contemporary Wines, bei Wicks Fine Wine oder auch bei Wagners Weinshop. Beim Rebenhof direkt könnt ihr die Weine natürlich auch kaufen, der SILT 2015 kostet schlanke 20€ – das nennen wir Preis-Leistungs-Wunder.

Das können wir noch empfehlen…
Die Weine von Hartmut Aubell sind allesamt spannend: Das hat immer unendlich viel Trinkfluss und bringt dennoch Ernsthaftigkeit mit. Großes Kino, dass noch immer unter dem Radar fliegt und entsprechend noch halbwegs gut und sehr günstig zu haben ist.

Podcast-Folge Nr. 121
Unsere Podcast-Folge zum SILT 2015 vom Weingut Rebenhof könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.