Muchada-Léclapart: Lumière 2018

Cadiz, Andalusien, Spanien
Rebsorte: Palomino Fino

Kategorie: classicfunky – crazy

Eigentlich ist Alejandro ‚Ale‘ Muchada ein ganz gewöhnlicher Architektur-Student aus Cádiz. Oder vielleicht kein gewöhnlicher, sondern ein besonders guter. Er war einer der besten in seinem Jahrgang, hatte Angebote großer europäischer Architekturbüros auf dem Tisch. Aber er entschied sich für Marokko und für das Thema Sozialen Wohnbau. Schon hier merkt man erstmal, dass Ale das Thema Menschen enorm am Herzen liegt. Viel mehr als spektakuläre Highrises und milliardenschwere Megaprojekte interessiert es ihn, wie es eigentlich den Menschen geht, die in den Häusern wohnen. Das führt für den Andalusier früher oder später auch zu einem gewissen Konflikt, der ihm klar macht, dass er die Erfüllung in der Architektur nicht finden wird. Aber wo sonst?

Diese Frage beschäftigt den mittlerweile knapp 30 Jahre alten Alejandro Muchada über die nächsten Jahre hinweg. Im Jahr 2010 fasst er den Entschluss, dass er etwas ändern muss. Er will hinaus aus der Stadt, findet Zugang zu einigen Permakultur-Kursen und schließlich im Sommer 2011 eine Möglichkeit dem Alltag etwas länger zu entfliehen: WWOOFING. Kurz gesagt bringt diese Community biologisch-bewirtschaftete Farmen und Unternehmen mit interessierten Besucher:innen zusammen. Über die Community beginnt Ale einen Sommer in Frankreich, jobbt bei einer biodynamisch-bewirtschafteten Farm in Arles in Südfrankreich bis ihn eine Freundin fragt, ob er nicht zur Lese in die Champagne kommen möchte. Ihr Cousin hätte da ein kleines, 3 Hektar großes, biodynamisches Weingut. Ale sagt zu und trifft erstmals auf David Léclapart, der sein Leben verändern wird. In den nächsten Jahren wird David Léclapart – seines Zeichens biodynamische Legende in der Champagne – zum Mentor und Lehrmeister von Alejandro Muchada, der bald erste Schritte im Weinbereich macht.

Als er 2016 in Andalusien seinen ersten eigenen Weingarten pachtet, bietet David Léclapart seine Hilfe an. Man könnte das Projekt doch gemeinsam aufziehen. Und so entsteht Muchada-Léclapart. Ale Muchada als Vigneron, David Léclapart weit mehr als nur ein Investor. Vielmehr ist der Mentor, der in Ale einen Seelenverwandten gefunden hat, mehrmals pro Jahr vor Ort um die bis zu 65 Jahre alten Palomino Fino Reben auf den kalkweißen Albariza-Böden zu inspizieren. Zur Lese, zum Füllen und dann noch ein paar Mal zur Party – so beschreibt Ale Muchada den Zyklus, in dem Léclapart in Andalusien anzutreffen ist. In Kontakt stehen die beiden natürlich ständig & zeigen auf knapp 4 Hektar Rebfläche direkt am Atlantik, dass man aus Palomino Fino nicht nur dumpfe, säurearme Stillweine produzieren kann.

Weinfotos: © Wein für Wein;

Verkostungsnotiz
Helles Goldgelb, eindeutig unfiltriert. Mit etwas Zeit in der Karaffe kommen in der Nase leicht hefige Anklänge gepaart mit einer feinen reduktiven Note zum Vorschein. Darunter gelber Apfel, etwas Quitte und Gewürze die für uns in Richtung Nelke und Zimt gehen. Eine totale Balance aus reifen Kernobst, Backgewürzen und dennoch einer enormen Frische. Etwas Steinmehl und weiße Blüten, insgesamt eine sehr komplexe und ausgewogen harmonische Nase, keine Komponente überwiegt zu stark. Am Gaumen zeigt sich der Palomino zu Beginn mit einer gewissen Fülle, Säure und die salzige Textur sorgen aber sofort für enormen Trinkfluss. Kurz blitzen die feinen Fruchtkomponenten mit Quitte und reifem gelben Apfel auf, dann schlägt die Struktur zu und sorgt für ordentlich Zug. Dazu eine Schärfe die an Ingwer erinnert und ein sehr feines Gerbstoffgerüst. Im Abgang bleiben etwas Limettenzeste und ganz viel Salzigkeit bestehen. Weltklasse!

9,4/10

Punkte Kady

Wunderschön, wie hier alles in Harmonie ist: Nichts ist überbordend, alles im Einklang, da könnte ich mich hineinlegen!

9,6/10

Punkte Michael

Das find ich schon Weltklasse: Dieser Zug, diese Salzigkeit und diese Frische. Genau meins!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Ale Muchada und dem Weingut Muchada-Léclapart findet ihr unter anderem bei Viniculture und bei More Natural Wine  – die letzten Flaschen Lumière 2018 findet ihr dort für knapp 45€.

Das können wir noch empfehlen…
Wir haben auch den Elixir und den Univers probiert – ebenfalls wunderschöne Exemplare wie man mit Palomino Fino im trockenen Bereich großartige Weine keltern kann. Absoluter Kost-Zwang, wenn ihr an die Flaschen kommt!

Podcast-Folge Nr. 116
Unsere Podcast-Folge zum Lumière 2018 von Ale Muchada und David Léclapart gibt’s überall wo es Podcast gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.