Herbert Zillinger: Grüner Veltliner Hirschensuperreyn 2021

Ebenthal, Weinviertel, Niederösterreich
Rebsorte: Grüner Veltliner

Kategorie: classic – funky – crazy

„Ich hab jetzt auch sonst keine Talente gehabt…“ – mit diesem Understatement beginnt Herbert Zillinger seine Geschichte zu einem der spannendsten Winzer des Weinviertels. Der Weg zum Winzer war ihm nicht wirklich vorgegeben, zwar besaßen schon die Großeltern ein paar Hektar Wein, der Fokus des Familienbetriebs war aber ganz klar Ackerbau. Die Eltern von Herbert Zillinger waren überzeugt davon, dass es eine landwirtschaftliche Ausbildung für den Sohn braucht und so war die Entscheidung zwischen dem Josephinum Wieselburg und der Weinbauschule in Klosterneuburg. Hauptsache Landwirtschaft, Fokus egal – so quasi. Rein der kürzeren Distanz geschuldet entschied sich Herbert Zillinger für Klosterneuburg und sollte dort seine wahre Leidenschaft finden. Nicht die Vortragenden, sondern die Klassengemeinschaft war es, die Herbert vom Produkt Wein begeistern konnte. Nach Abschluss der Schule und Vertiefung ins Thema durch die Weinakademie in Rust übernahm Herbert um das Jahr 2003 den weinbaulichen Teil des Familienbetriebs. Die Stilistik, die Herbert Zillinger spannend fand: International, weit weg vom gerade aufkommenden Grünen Veltliner DAC. Der Erfolg: Überschaubar, ein paar Flaschen wurden ins Ausland verkauft, innerhalb Österreichs gab es damals wenig Verständnis.

Der nächste Schritt für Herbert Zillinger: Die Umstellung auf biologische Landwirtschaft. Geprägt durch Krankheitsfälle in der Familie und Unverträglichkeiten auf die unterschiedlichen Spritzmittel war klar, dass der konventionelle Weg nicht der richtige sein kann. Die Eltern waren erst dagegen, mit der Geburt der ersten Tochter von Herbert und Carmen Zillinger, war dann aber klar: Das tun wir unserem Kind nicht an. Direkte Umstellung, ergo weniger Erträge, mehr Aufwand, wirtschaftlich noch schwieriger. Aber: Carmen und Herbert waren weit glücklicher mit ihrer Arbeit als zuvor. Und auch in den Weingärten und im Keller ging es seit der Umstellung bergauf. Mittlerweile 16 Hektar Fläche bewirtschaftet das Weinviertler Familienweingut, die Eltern sind nicht nur vom biologischen, sondern mittlerweile auch vom biodynamischen Weg – seit 2017 sind die Zillingers Mitglied bei Respekt Biodyn – vollauf überzeugt und unterstützen noch immer tatkräftig. Und der Erfolg gibt den Zillingers recht: Große Grüne Veltliner, die mittlerweile sowohl international als auch national eine große Fanbase aufweisen können.

Mit dem Jahrgang 2021 wurde auch das Branding nochmals nachgeschärft: Die ehemals sehr verspielten, überladenen Etiketten aus dem Jahr 2008 mussten weichen, die Linie „New Classic“ der terroirgeprägten Veltliner kommt im Aussehen jetzt sehr clean und elegant daher. Das passt auch zu den Weinen. Und zu den Zillingers, die sich spätestens jetzt in allen Aspekten so richtig gefunden zu haben scheinen.

Weinfotos: © Wein für Wein; Fotos der Winzer: © Herbert Zillinger

Verkostungsnotiz
Intensives Goldgelb, leichte Trübung. In der Nase kommt begrüßt uns gleich mal ordentlich Würze: Richtig speckig-rauchige Aromen, leicht vegetabile Noten dominieren hier ganz klar das Bild. Darunter versteckt sich ein wenig Kernobst, etwas Quitte, leichte Apfelanklänge und exotische Aromen, die für uns am ehesten in Richtung Papaya gehen. Am Gaumen zeigt der Hirschensuperreyn zu Beginn etwas Fülle und Schmelz, bevor die Säure so richtig kickt. Engmaschig, präzise, durch die Gärkohlensäure wirkt das alles sehr lebendig und zugänglich. Die rauchig-mineralische Komponente zieht sich auch am Gaumen durch, die Frucht bleibt für uns im Bereich Kernobst. Eine feine Gerbstoffstruktur verstärkt das gesamte Gerüst des Hirschensuperreyns, der komplett ohne Schwefel auskommt. Richtig schöner Veltliner, der das SUPER hält, dass er verspricht!

9,3/10

Punkte Kady

Diese Rauchigkeit gepaart mit wunderschönen Säure und dem leichten Fizz – richtig gut und das aus Grünem Veltliner!

9,2/10

Punkte Michael

Richtig SUPER, geniale Idee mit der Gärkohlensäure, das macht richtig Spaß – ordentlich Würze, viel Säure, nice!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Carmen und Herbert Zillinger findet man unter anderem bei Vinospirit, Weinkombinat oder im eigenen Onlineshop. Der Grüne Veltliner Hirschensuperreyn kostet knapp 29€, der Hirschenreyn (minimaler Schwefel, ohne Gärkohlensäure, sonst ident) kommt auf knapp 25€.

Das können wir noch empfehlen…
Neben den „seriösen“ Weinen der New Classic Linie (Kalkvogel auch ganz groß!) lieben wir auch die Spaßweine der Zillingers: In der Freestyle-Linie gibt’s so klingende Namen wie Popcorn oder Toast Hawaii, die echt halten was sie versprechen. Für keine 15€ ist der Popcorn unser persönliches Preis-Leistungs-Wunder.

Podcast-Folge Nr. 107
Unsere Podcast-Folge zum Hirschensuperreyn von Herbert und Carmen Zillinger könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.