4kilos: 4kilos 2021

Felanitx, Mallorca, Spanien
Rebsorte: Callet

Kategorie: classic – funky – crazy

Mallorca war um 1800 tatsächlich berühmt für Süßwein. Knapp 30.000 Hektar Weinbau gab es damals auf der Insel – nicht wenig für knapp 3.600 Quadratkilometer. Mit leichter Verspätung kam allerdings auch die Reblaus auf die Insel, dadurch war es das erstmal mit dem Weinbau auf der Insel. Mit dem Start des Tourismus auf Mallorca ist der Preis für Land natürlich um einiges gestiegen, entsprechend gab es in den 90er Jahren noch knapp 3.000 Hektar Fläche, heute sind es etwa 2.000. Generell wurde Weinbau mehr für den Eigengebrauch betrieben, verkauft wurde in den meisten Hotels lange ausschließlich Wein vom spanischen Festland.

Die autochthone Rebsorte Callet war damals auf der mediterranen Insel praktisch ausgestorben: In den 90er Jahren hielten – ähnlich wie in Österreich – internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah Einzug. Schön langsam begann der Tourismus wieder mehr „authentischen“ Wein direkt von der Insel nachzufragen, entsprechend stiegen die Investitionen in den Weinbau. Ein junger Winzer wollte damals allerdings nicht ausschließlich mit internationalen Rebsorten arbeiten, er stellte in Frage, warum französische Rebsorten so viel besser sein sollten als die ursprünglichen Rebsorten die schon seine Eltern verarbeitet hatten: Francesc Grimalt. Nach einem Önologie-Studium in Madrid und Praktika im Priorat und Rioja gründete er 1994 das Weingut Anima Negra. Und pflanzte – zum Spott anderer Winzer – die Rebsorte Callet. Erst wurde Anima Negra nachgesagt, dass sie den Callet langfristig als Cabernet Sauvignon verkaufen werden müssen, denn sonst kaufe das doch niemand. Als sich erste Erfolge ihrer Weine einstellten, wurde behauptet es würde auf den Flaschen nur als Marketing-Gag Callet stehen während Cabernet abgefüllt wird. Allem Gegenwind zum Trotz machte Francesc Grimalt das Weingut Anima Negra zum berühmtesten Weingut der Insel – und erlangte bald auf der ganzen Welt Aufmerksamkeit. Der Callet von Anima Negra war – und ist – immer dichter, konzentrierter und kräftiger, als die heutigen Weine von 4kilos.

Und genau aus diesem Grund, aus dieser Suche nach mehr Frische und mehr Eleganz, hat Francesc Grimalt 2006 Anima Negra verlassen und von ganz neu begonnen. Gemeinsam mit seinem Freund & Gründer des Electronic Music Festivals Sonar in Barcelona, Sergio Caballero – einem kompletten Quereinsteiger. Mit 4 Millionen Pesetas, heute knapp 25.000€, haben sie ihr Weingut gegründet. 4kilos, kilos ist ein spanischer Slang-Begriff für Millionen, war geboren. Der erste Wein – benannt nach dem Weingut – wurde in einem Holzfass und einem „Stahltank“ ausgebaut. Stahltank deshalb unter Anführungszeichen, weil es sich dabei um einen alten Milchtank handelt. 17 Jahre später bewirtschaften die beiden knapp 40 Hektar Rebfläche und haben die Frische und Eleganz, welche die Rebsorte Callet ebenso wunderbar ausdrücken kann wie die pure Kraft, gefunden.

Weinfotos: © Wein für Wein;

Verkostungsnotiz
Mittleres Rubinrot, etwas violette Reflexe, transparent. In der Nase leicht laktische Noten, sehr fruchtig, ein Beeren-Potpourri von Brombeere über Heidelbeere bis hin zu Weichsel, insgesamt sehr dunkle Frucht. Wirkt in der Nase sehr kühl und frisch, leicht würzige Noten kommen dazu. Am Gaumen sehr elegant, saftige Frucht, die allerdings nie überreif wirkt sondern eher in Richtung feine Schwarzkirsche geht, die Frucht bleibt bis ins Finish bestehen. Ordentlich Säure vorhanden, das Tannin gibt etwas Struktur ist aber nie fordernd. Im Abgang kommt wieder eine feine Würze hinzu, die in Richtung Kräuterwürze gehen, ein leichter Touch von Kakao.

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von 4kilos gibt’s bei Lobenbergs – hier findet ihr auch den 4kilos 2021 um rund 37€ sowie ein breites Sortiment der Weine aus Felanitx. Bei Wagners Weinshop findet ihr aktuell den 2019er Jahrgang.

Das können wir noch empfehlen…
Neben dem 4kilos 2021 können wir auch den Motor Callet 2021 wärmstens empfehlen. Der „kleine Bruder“ des Signature-Weins wird auch aus der Rebsorte Callet gekeltert und bringt ähnliche Frische und Trinkspaß mit. Vielleicht einen Ticken weniger Tiefe, aber für 17€ ein echtes Preis-Leistungs-Wunder.

Podcast-Folge Nr. 104
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