Friuli Colli Orientali

Friuli Colli Orientali, Friaul, Italien

Wer an italienische Weinregionen denkt, der landet zunächst vermutlich bei der Toskana oder dem Piemont. Auch uns ging es so, bis wir im Sommer 2022 ins norditalienische Friuli Colli Orientali eingeladen wurden.

Ganz im Nordosten des Landes schmiegt sich das Colli Orientali an die slowenische Grenze. Die flache Ebene rund um Udine geht hier in sanfte Hügel über, auf denen sich rund 2.500 Hektar Rebfläche erstrecken. Kein allzu großes Weinbaugebiet also, dennoch findet man hier rund 66 autochthone Rebsorten. Einige, die wir während unserer Reise kennenlernen durften, waren Ribolla Gialla, Friulano (früher Tocai Friulano genannt), Refosco und Schioppettino.

Unsere Reise nahm ihren Anfang in der Tasting Academy des Consorzio Friuli Colli Orientali. Dort stellte uns deren Initiator, Matteo Bellotto, die Region und vor allem auch die Weine genauer vor. Für uns besonders spannend war die große Menge an Daten, die aktuell über das Colli Orientali gesammelt werden, um ein möglichst genaues Bild über Boden, Rebstruktur und Winzer:innen der Region zu bekommen. Wir lernten nicht nur neue Rebsorten, sondern auch das ganz spezifische Terroir des Colli Orientali kennen. Allem voran wird hier immer wieder der „Ponka“ hervorgehoben, ein tonhaltiges Gestein aus Mergel und Sandstein, das die Unterlage vieler Weingärten bildet. Nachdem wir uns in der Tasting Academy einen ersten Eindruck des Colli Orientali verschaffen konnten, ging es für uns in die Weingärten, zu Winzer:innen und schließlich auch in die wichtigste Stadt im Herzen der Region, Cividale del Friuli.

In dieser Podcast-Folge widmen wir uns insbesondere nochmals den autochthonen Rebsorten, die uns besonders beeindruckt hatten, in verschiedenen Ausführungen und Stilen. Der weiße Ribolla Gialla war besonders zu der Zeit, als das Friaul zur österreich-ungarischen Monarchie gehörte, in Form von Süßwein sehr beliebt. Spannend wird die Rebsorte, wenn sie mit langer Maischestandzeit zum Orange Wine ausgebaut wird – den Ursprung nahm diese Verwendung der Rebsorte im angrenzenden Colio.

Besonders gerne wird Ribolla Gialla als Cuvée-Partner des Friulano verwendet. Dieser hat seine Ursprünge zwar im Bordeaux (Sauvignonasse), bereits im 19. Jahrhundert landete er unter dem Namen Tocai im Friaul. Seit einiger Zeit darf der Friulano nun nicht mehr Tocai genannt werden, was im Friaul für einiges an Widerstand sorgt – auch heute noch. In Italien wächst der Friulano heute auf mehr als 4.500 Hektar.

In dieser Folge haben wir den Le Due Terre Sacrisassi Bianco verkostet, der zu 70% aus Friulano und zu 30% aus Ribolla Gialla besteht. Noch besser gefallen hat uns der reinsortige Friulano Fausto von Spolert, den uns auch Matteo Bellotto in der Tasting Academy vorstellte. Bei beiden Weinen wurde mit längerem Maischekontakt gearbeitet, der Fausto bietet uns einen schöneren Spannungsbogen.

Die Roten Rebsorten, die wir in dieser Folge unter die Lupe nehmen, sind Refosco und Schioppettino. Den Refosco gibt es in mehreren Variationen, verwandt sind alle in der einen oder anderen Form mit den Südtiroler Rebsorten Lagrein und Teroldego. Die spätreifenden, eher kleinen Beeren sind zwar anfällig für Peronospera, sonst allerdings recht widerstandsfähig. In Italien gibt’s ungefähr 720 Hektar Refosco dal Peduncolo Rosso, vor allem im Friaul und Veneto, darüber hinaus findet sich auch in Slowenien ein wenig Refosco. Im Podcast sprechen wir über den Refosco Credere von Giovanni Genio, der uns in der Tasting Academy vorgestellt wurde. Der Credere stammt von besonders alten Reben, was der sonst recht schlanken Rebsorte zusätzlichen Charakter verleiht.

Der Schioppettino wurde angeblich nach dem Geräusch benannt, das die dickschaligen Beeren beim Daraufgießen machen – scoppiettio, also knacksen. Die Rebsorte war eine Zeit lang fast ausgestorben, erst durch den Einsatz von Paolo und Dina Rapuzzi wurde sie im Dorf Prepotto wiederbelebt. Nur 100 Hektar des Schioppettino gibt es heute in ganz Italien, großteils rund um Prepotto. Die Rebsorte zeichnet eine intensive Pfefferwürze aus, dazu saftige Kirsche. Wir hatten einerseits einen reinsortigen Schioppettino, passenderweise Pepper gennant, von Spolert im Glas, und andererseits eine Cuvée aus Refosco und Schioppettino von Le Due Terre. Beide Weingüter liegen direkt in Prepotto, uns gefällt hier der Pepper besonders gut!

Und hier findet ihr die Weine
Grundsätzlich sind Weine aus dem Friaul nicht ganz so leicht zu finden, besonders was kleinere Weingüter angeht. Die Weine von Spolert haben wir für euch dennoch bei einem Händler mit Versand nach DE und AT gefunden: Weinstöckl. Wir hatten den Friulano Fausto und den Schioppettino Pepper im Glas und sind große Fans von beiden. Die beiden Weine von Le Due Terre findet ihr bei WEIN & CO. Da das Weingut von Giovanni Genio winzig ist, gibt’s dessen Weine außerhalb von Italien leider auch nicht wirklich zu kaufen.

Das können wir noch empfehlen…
Die Weine von Spolert haben uns durchwegs sehr gut gefallen, insbesondere der Pepper (Schioppettino). Wir freuen uns darauf, zu sehen, was das Weingut in Zukunft hervorbringen wird – alles, was aktuell zu bekommen ist, lohnt sich einer Bestellung.

Podcast-Folge Nr. 68
Unsere Podcast-Folge zur Weinregion Friuli Colli Orientali könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.