Weingut Schönberger: Blaufränkisch Ried Kräften 2013/2017/2018
Mörbisch, Neusiedlersee, Burgenland
Rebsorte: Blaufränkisch
Kategorie: classic – funky – crazy
Die Geschichte des Weinguts Schönberger startet mit einer der bekanntesten Rockbands Österreichs: EAV – Erste Allgemeine Verunsicherung. Ein gewisser Günther Schönberger war Saxofonist der in den 80er Jahren enorm erfolgreichen Band und ein Konzert auf der Seebühne Mörbisch im Jahr 1988 sollte sein Leben verändern. Der ohnehin schon vinophile Günther Schönberger, der gemeinsam mit seinem Schwiegervater bis heute wöchentlich Weine aus aller Welt blindverkostet, lernte bei jenem Konzert den Winzer Franz Schindler aus Mörbisch kennen. Und in den nächsten Jahren sollte Günther Schönberger jede freie Minute zwischen Albumproduktion und Tour mit der Band im Weingarten und im Weinkeller bei Franz Schindler mitarbeiten. Als sich dann 1991 die Chance bot, ein kleines Weingut in Mörbisch mit einem halben Hektar Rebfläche zu übernehmen, gab es kein Zögern. Das Weingut Schönberger war geboren.
Die 0,5 Hektar waren mit Blaufränkisch bestockt, die Lage ist heute eine Legende: Lehmgrube, neben Kräften, die Parade-Blaufränkisch-Lage des Weinguts. Nachdem Günther Schönberger schon in den 80er überzeugt von biologischen Lebensmitteln war, gab es auch im Weingarten keine Diskussion. Biologische Bewirtschaftung von Beginn an, keine vier Jahre später dann mit der Umstellung auf biodynamische Bewirtschaftung der nächste Schritt. Zur Erinnerung: Mitte der 90er gab es in Österreich noch kaum Winzer:innen die nach biologischen geschweige denn biodynamischen Grundsätzen gearbeitet haben (mit wenigen Ausnahmen wie dem Nikolaihof). Das die Geschichte von Günther Schönberger nicht die klassische Brad-Pitt-eske „Star kauf Weingut“-Story ist, dürfte mittlerweile klar sein. Wie intensiv sich der Ex-Saxofonist mit der Materie auseinandersetzt, zeigt unter anderem auch eine Publikation mit einem BOKU-Professor zum Thema Barriquefässer aus dem Jahr 2001, die noch heute im deutschsprachigen Raum immer mal wieder an den Universitäten hervorgeholt wird.
Als dann Mitte der 90er – mittlerweile ist Günther Schönberger auch aus der Band ausgestiegen – viele Flächen mit alten Reben in Mörbisch gerodet werden sollten, konnte natürlich nicht einfach zugesehen werden. Die Größe des Weinguts stieg auf die heute knapp 10 Hektar, das durchschnittliche Alter der Rebstöcke beträgt 35 Jahre. Und auf diesem Fundament baut der Sohn von Günther Schönberger auf: Jakob Schönberger ist seit Beginn des Jahres hauptverantwortlich für das Weingut, Papa Günther ist mit seinen 70 Jahren aber natürlich immer noch live mit dabei. Das Jakob überhaupt die Winzerkarriere seines Vaters weiterführt, war durch einige Ausflüge in Gastronomie (Hi, Wirtshaus Laufke) nicht immer ganz klar. Nach einem Önologie-Studium an der BOKU war allerdings klar, dass Jakob früher oder später das Weingut übernehmen wird. Wer jetzt an große Veränderung denkt, dem sei gesagt: Jakob war schon immer ein Fan der Weine vom Papa, die beiden sind sich in vielen Dingen sehr einig. Einige kleine oder auch größere Veränderungen wird’s natürlich trotzdem geben, denn Ideen hat Jakob Schönberger natürlich einige. Wir sind sehr gespannt, wie er das Weingut weiterentwickelt und freuen uns schon auf ganz viel Spaß im Glas!
Weinfotos: © Wein für Wein;
Verkostungsnotiz Kräften 2013
Mittleres Rubinrot, blank, Viskosität mittel-plus. In der Nase eine intensive dunkle Beeren, saftige Kirsche. Zu den Fruchtnoten gesellt sich elegante Würze, intensiv nach Tannenwipfel. Am Gaumen zeigt sich ein ordentliches Tanningerüst, das bereits sanfter und eingebundener ist. Gut präsente Säure, Holzeinfluss ist auch spürbar. Ordentlich saftig, die grüne Tannenwipferl-Würze setzt sich auch am Gaumen fort. Das Tannin in Kombination mit der präsenten Säure erzeugt ordentlich Zug.
Verkostungsnotiz Kräften 2017
Intensives Rubinrot, leicht violette Reflexe, Viskosität mittel-plus. In der Nase zurückhaltender als 2018, subtile Noten von Preiselbeeren und Cranberries, dazu intensiv ledrig-animalische Noten. Darunter etwas Würze in Richtung Waldboden und eine Veilchen-Note. Am Gaumen dann sehr karg und geradlinig, saftige Preiselbeer-Noten, die Würze ist auch am Gaumen weit weniger präsent als beim 2018er. Das kernige Tannin wiederum sehr präsent, allerdings etwas sanfter als 2018. Im Abgang bleibt eine frische Würze.
Verkostungsnotiz Kräften 2018
Tief-dunkles Rubinrot, violette Reflexe, Viskosität mittel-plus. In der Nase sehr frisch, zu Beginn fruchtig in Richtung dunkle Kirsche und Brombeere. Intensive Würze von Waldboden und etwas Kräuter in Richtung Suppenwürze. Am Gaumen zu Beginn saftige Frucht, aber immer elegant. Sehr kerniges Tannin, mittlere Säure und im Abgang wieder die intensive Würze spürbar. Auch der Holzeinfluss ist merkbar da.
9,4+/10
Punkte Kady
Das ist schon alles sehr schön, mir gefallen der 2013er und der 2017er extrem gut. Man sieht schön, welches Potential in den Weinen liegt und welche Unterschiede durch den Jahrgang entstehen. Geil!
9,5+/10
Punkte Michael
Diese Eleganz und Saftigkeit, die gefühlt mit jedem Jahr, die der Wein am Buckel hat, nochmal leiwonder wird. Wunderbar zu sehen, wie frisch das alles bleibt!
Und hier findet ihr den Wein
Gekauft haben wir 2017er bei Wick’s Fine Wine, den 2018er direkt beim Weingut Schönberger. Der Kräften kostet jeweils 30€. Der gereifte 2013er Jahrgang ist nicht im Handel verfügbar, wer den Wein dennoch verkosten möchte, wird zum Beispiel im Wirtshaus Laufke fündig.
Das können wir noch empfehlen…
Die Weine vom Weingut Schönberger sind nie laut, sondern immer elegant und zurückhaltend. Wir sind bereits von den Einstiegsweinen begeistert, der Pinot Blanc Mörbisch zum Beispiel ist ein wunderbar kräutrig-frischer Weißburgunder für 12€. Der Grüne Veltliner von der Toplage Goldberg hat uns ebenfalls sehr überzeugt, großartig natürlich auch der große Blaufränkisch Lehmgrube. Gerade im Rotwein-Bereich gilt: Die Weine profitieren enorm von einiger Flaschenreife, wir hatten zum Beispiel den Blaufränkisch 2008 vor einiger Zeit im Steirereck, sensationelle Frische!
Podcast-Folge Nr. 66
Unsere Podcast-Folge zur Blaufränkisch-Lage Kräften vom Weingut Schönberger könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.