Sattlerhof: Alte Rebstöcke 2019

Gamlitz, Südsteiermark, Steiermark
Rebsorte: Welschriesling

Kategorie: classic – funky – crazy

Die Geschichte des Sattlerhofs am Sernauberg in Gamlitz beginnt bereits 1886, richtig spannend wird es aber erst in den 1960er Jahren: Da der eigentliche Erbe des Hofs verstirbt, wird Wilhelm Sattler Senior – einem entfernter Verwandten Familienmitglied, der eigentlich aus einer Hammerschmieddynastie stammt – die Übernahme angeboten. Damals war Wilhelm Sattler Senior bereits aus der Familienhierarchie ausgebrochen, hat gegen viel Widerstand die Weinbauschule besucht und höchst erfolgreich als Kellermeister für die Domäne Wachau gearbeitet. Ein eigenes Weingut hat ihn dann aber doch so gereizt, dass hier die Familiengeschichte der Sattlers so richtig beginnt.

Seine Söhne, Hannes und Willi, haben den Sattlerhof dann zu einer Institution in der Südsteiermark gemacht: Hannes, der Koch, eröffnete am Sattlerhof das erste Haubenrestaurant der Steiermark. Willi, der Winzer, steht wie kaum ein anderer für den Höheflug des Sauvignon Blanc in der Südsteiermark. Seit 2016 führt die nächste Generation das Weingut: Die beiden Söhne von Willi Sattler, Alex und Andreas. Mit ihnen einher ging die Umstellung auf biologische Bewirtschaftung bereits ab 2013, seit 2019 werden die aktuell 35 Hektar auch nach biodynamischen Prinzipien bewirtschaftet. Der Fokus liegt ganz klar auf der Weiterentwicklung der ohnehin schon sehr eigenständigen Stilistik, hier wird an kleinen Stellschrauben gedreht. Am gesamten Hof wird das Thema Kreislaufwirtschaft mit Schafen, Hühner und eigener Energieerzeugung immer mehr in den Fokus gestellt, im Keller wird die Gabe von Schwefel minimiert und auch Filtration soll es langfristig keine mehr geben.

Verkostet haben wir einen Wein, der von den Ideen der beiden Brüder geprägt ist: Die Welschriesling-Trauben für Alte Rebstöcke kommen vom höchsten Punkt der legendären Sattlerhof’schen Lage Kranachberg. Die Reben sind über 55 Jahre alt, was für die Südsteiermark eine Seltenheit ist und für Andreas und Alex war klar, dass daraus mehr als nur ein klassischer Welschriesling gemacht werden muss. 15% ganze Trauben vergären mit dem restlichen abgepressten Traubenmaterial im gebrauchten kleinen Holz, um in der Weinbereitung schwefelfrei arbeiten zu können wird hier bewusst auf Reduktion gesetzt. Nach einem Jahr im Fass wird mit minimalem Schwefel unfiltriert auf die Flasche gefüllt.

Weinfotos: © Wein für Wein; Foto der Winzer: © Sattlerhof

Verkostungsnotiz
Im Glas zeigt sich helles Strohgelb, klar bei mittlerer Viskosität. Wie Kady so schön sagt „Der Wolf im Schafspelz“ – denn die Nase überrascht dann doch mit ihrer Intensität, kühle dunkle und fleischig-mineralische Reduktion trifft auf frisches, helles Kernobst das für uns klar in die Apfelrichtung geht. Zu ordentlicher Würze in der Nase gesellt sich mit etwas Luft auch eine leicht florale und vegetabile Note. Am Gaumen dann voller Frische, grüner Apfel, Zitrusnoten. Die sehr präsente Säure sorgt für ordentlich Zug, im langen Abgang spürt man das elegante Gerbstoffgerüst. Am Gaumen bleiben eine gefühlte Ewigkeit Mostapfel sowie salzig-karge Noten in Richtung Kapern. Die Säure und Salzigkeit sorgen für enorme Trinkfreude, das macht ganz viel Spaß!

9,2/10

Punkte Kady

Ein Wolf im Schafspelz: So viel Komplexität und Intensität hätte ich nicht erwartet, sensationell!

9,3/10

Punkte Michael

Diese Salzigkeit gepaart mit der zupackenden Säure und der Reduktion in der Nase – genial, so macht Welschriesling Spaß!

Und hier findet ihr den Wein
Die Weine von Alex und Andreas Sattler könnt ihr einerseits direkt über den Onlineshop des Sattlerhofs beziehen oder zum Beispiel bei Lobenbergs bestellen, auch bei WEIN & CO findet ihr eine gute Auswahl. Den Welschriesling Alte Rebstöcke 2019 gibt’s im Onlineshop für 21€ sowie bei Lobenbergs für 22€ zu erstehen, auch preislich ist der Wein ein Wahnsinn.

Das können wir noch empfehlen…
Wer Sattlerhof sagt, der muss auch Kranachberg sagen: Der Sauvignon Blanc Kranachberg ist zurecht eine absolute Ikone, besonders spannend sind die Sonderfüllungen wie Privat oder die einzeln ausgebaute Kranachberg-Parzelle Trinkaus. Ebenfalls eine Macht sind die Morillons vom Pfarrweingarten – rundum sind die Weine vom Sattlerhof nur zu empfehlen und profitieren allesamt von einigen Jahren Reife.

Podcast-Folge Nr. 64
Unsere Podcast-Folge zum Welschriesling Alte Rebstöcke 2019 vom Sattlerhof könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.