Selektion Vinothek Burgenland: Blindverkostung, but make it Burgenland
Das Team der Selektion Vinothek Burgenland hat uns ein ganz besonderes Paket zukommen lassen. Darin drei Weine, perfekt verpackt und vorbereitet für eine Blindverkostung der Sonderklasse. Wir möchten euch diesmal die Möglichkeit geben, während des Zuhörens mitzuraten und euch eure eigene Meinung zu bilden. Deshalb verraten wir euch im Titel der Folge und dieses Blogposts noch nichts über die drei Weine, die wir verkosten. Nur soviel sei gesagt – sie stammen aus dem Sortiment der Selektion Vinothek Burgenland, das vor spannenden Weinrariäten vom Seewinkel bis zum Eisenberg nur so strotzt.
Achtung, ab hier gibt’s Spoiler zum Inhalt der Flaschen!
Als wir in unsere Blindverkostung starten, stehen drei Weingläser vor uns, deren Inhalt unterschiedlicher nicht sein könnte und die Vielfalt des Sortiments der Selektion Vinothek Burgenland wunderbar widerspiegelt. Im ersten Glas ein satter, goldener Wein, die Nase verrät uns, dass er schon ein paar Jahre in der Flasche hinter sich hat, mit wunderschönen Blütenhonig- und Kräuternoten und floralen Anklängen. Am Gaumen eröffnet sich ein spürbarer Restzucker, dem ein immer noch vorhandenes Säurekonstrukt die Balance hält. Wir schätzen das Alter auf rund 15-20 Jahre, scherzen noch, dass der Wein richtig gut dasteht, falls er etwas älter ist. Was wir allerdings nicht erwarten ist, dass es sich um eine Traminer Spätlese aus 1979 handelt! Wir sind genauso überrascht wie begeistert, nehmen ungläubig noch ein paar Schlucke und widmen uns dann dem nächsten Wein.
Nun warten zwei Rotweine auf uns, wobei die Farbe des einen deutlich jugendlicher wirkt – wir nehmen uns dementsprechend zuerst den dunklen, rubinroten Wein vor, der schon im Glas verrät, dass uns am Gaumen einiges erwartet. Der Holzeinfluss ist schon in der Nase deutlich spürbar, mit getoasteten Kokosflocken und ordentlich Würze. Dazu kommt grüner Paprika und ein wenig Eukalyptus – wir schließen zunächst darauf, dass auch dieser Wein schon ein wenig älter ist. Am Gaumen widerlegt sich dieser Eindruck dann allerdings wieder, hier kommt uns der Wein dann mit körpervoll, aber auch richtig saftig entgegen, mit straffem Tannin, Säure und Alkohol sind präsent. Wir tippen eher auf eine Cuvée als einen reinsortigen Wein, denken an saftigen Merlot und eine strukturgebende Rebsorte wie Cabernet Sauvignon oder Blaufränkisch und liegen damit recht nah an der Wahrheit. Auch beim Jahrgang sind wir diesmal erheblich besser dran als zuvor. Wir haben eine vom Bordeaux inspirierte Cuvée namens Stephano Rot aus dem Jahr 2015 vom gleichnamigen Weingut im Glas, bestehend aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc.
Mit neuer Motivation wagen wir uns an den letzen Wein heran. Der auffallend helle Kern und die ziegelrote Farbe lassen uns darauf schließen, dass es wohl kein Jungwein sein kann und durchaus in Richtung Pinot Noir gehen könnte. In der Nase kommt uns die Würzigkeit des Waldbodens entgegen, dazu Pilze und eine subtile Nussigkeit, die an Sherry erinnert. Die Frucht hält sich hier viel mehr im Hintergrund, erst am Gaumen kommen dann Anklänge von roter Frucht zum Vorschein. Grundsätzlich präsentiert sich der Wein schlank und präzise, mit einem präsenten Tanningerüst. Das Gesamtbild drängt uns Richtung Pinot Noir, wir schätzen den Wein allerdings ein paar Jahre älter ein, als er tatsächlich ist. Jedenfalls liegt der Wein aktuell optimal im Trinkfenster. Als wir die letzte Flasche enthüllen, freuen wir uns über einen bekannten Namen – Josef Umathum! Im Podcast hatten wir einen Hárslevelű, umso spannender war es für uns, nun den Pinot Noir Terrassen aus dem Jahr 2010 von Josef kennenzulernen.
Wenn die Auswahl der Weine, die uns das liebe Team von Selektion Burgenland zukommen ließ, eines zeigt, dann ist es die unglaubliche Variation, die sich in ihrem (Online) Shop findet. Wer tiefer in die Weinregion eintauchen will, dem stehen hier alle Möglichkeiten offen. Ganz besonders beeindruckt hat uns auch die vorhandene Jahrgangstiefe! Wir sagen Danke für die spannenden Weine und freuen uns, mal wieder so viele neue Dinge gelernt zu haben!
Weinfotos: © Wein für Wein
Verkostungsnotiz: Traminer Spätlese 1979 – Kollwentz
Sattes Goldgelb, Viskosität mittel-plus. Die Nase verrät, dass der Wein nicht mehr ganz jung sein kann, uns kommt Blütenhonig, eine kräutrige Würze und getrocknete Kamille entgegen. Die Frucht ist hier ganz im Hintergrund, aufgrund des Alters nur schwer zuordenbar. Zur Kamille gesellen sich leicht oxidative Noten von eingelegten Nüssen. Am Gaumen ist die Restsüße deutlich zu spüren, hervorgehoben durch Blütenhonignoten, die sich durchziehen. Die Kräuterwürze setzt sich fort und bleibt gemeinsam mit der Kamille und leicht floralen Anklängen auch im Abgang intensiv vorhanden. Ein Säuregerüst rahmt die Restsüße und schafft Balance, der Alkohol ist zurückhaltend. Hinzu kommen mit der Zeit auch leicht rauchige Noten am Gaumen und in der Nase. Der Wein wirkt insgesamt viel jugendlicher, als er tatsächlich ist und steht für sein Alter noch unglaublich gut da!
Verkostungsnotiz: Stephano Rot 2015 – Stephano
Dunkles Rubinrot, Viskosität mittel. In der Nase kommt uns sofort getoastetes Kokos entgegen, das klar für Holzeinsatz spricht. Dazu kommt eine präsente Fruchtnote gepaart mit feiner Würzigkeit und Anklängen von grünem Paprika. Die Frucht zeigt sich eher dunkel, Richtung Sauerkirsche und Cassis, dazu kommen sanfte Eukalyptustöne. Am Gaumen setzt sich der Holzeinfluss fort, der Wein zeigt sich saftig, rund und kraftvoll mit gut eingebundenem, aber strafffem Tannin, Säure und Alkohol sind durchaus präsent. Würzigkeit und Kokonoten setzen sich fort, dazu Kirsche und Beeren, die ordentlich Saftigkeit mitbringen.
Verkostungsnotiz: Pinot Noir Terrassen 2010 – Umathum
Rostrot, klar bis in den Kern, bei mittlerer Viskosität. In der Nase kommt uns die Würzigkeit des Waldbodens entgegen, dazu Pilze und eine subtile Nussigkeit, die an Sherry erinnert. Die Frucht hält sich hier viel mehr im Hintergrund. Am Gaumen ist der Wein intensiver, als die Nase verspricht, dennoch elegant mit sehr präsenter Tanninstruktur. Hier kommen Anklänge von roter Frucht zum Vorschein, im Abgang bleibt uns ein Hauch Erdbeermarmelade, dazu Gewürze, jedoch zurückhaltender als in der Nase. Insgesamt wirkt der Wein am Gaumen schlank und präzise, die Säure bewegt sich im mittleren Bereich, ebenso der Alkohol. Ein sehr spannendes Ding, aktuell im optimalen Trinkfenster!
Und hier findet ihr die Weine
Die Traminer Spätlese von Kollwentz aus dem unglaublichen Jahr 1979 findet ihr bei der Selektion Vinothek Burgenland um € 85. Die Bordeaux-Cuvée Stephano Rot 2015 vom Weingut Stephano kostet € 28,90. Und hier findet ihr den Pinot Noir Terrassen 2010 von Josef Umathum, Kostenpunkt € 65.
Das können wir noch empfehlen…
Das Raritätensortiment zu durchstöbern macht wirklich Freude – hier findet ihr Weine, die ihr sonst nirgends (mehr) bekommt. Wir haben schon so einige Flaschen von Tschida, Moric, Claus Preisinger, Uwe Schiefer und vielen mehr gefunden, die unsere Namen rufen! Wenn ihr das Burgenland (besser) kennenlernen möchtet seid ihr hier definitiv an der richtigen Adresse – natürlich auch jenseits der Raritäten.
Podcast-Folge Nr. 62
Unsere Podcast-Folge zu den Weinen der Selektion Vinothek Burgenland könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.