Georg Prieler: Blaufränkisch Ried Goldberg & Ried Marienthal 2017

Schützen am Gebirge, Leithaberg, Burgenland
Rebsorte: Blaufränkisch

Kategorie: classic – funky – crazy

Fine Wine hat am Weingut Prieler Tradition. Schon für den Großvater von Georg Prieler lag der Weinbau als Haupteinnahmequelle ganz im Fokus. Er füllte bereits in den 50er Jahren Qualitätswein in Flaschen ab und lieferte diese bis nach Salzburg. Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen galt für ihn schon damals das Credo Qualität vor Quantität, auch in Bezug auf die Rebflächen. So tauschte er Rebflächen in der Ebene gegen Hanglagen aus, während damals die einfacher zu bearbeitenden Flachlagen viel gefragter waren.

Georg Prielers Vater führte den Qualitätsgedanken konsequent fort, immer darauf bedacht, die richtigen Rebsorten und Selektionen für seine Weingärten zu finden, auch abseits der vorherrschenden Trends. Trotz des Rotweinbooms in den 80ern durften seine Weißburgunderreben an den Toplagen bleiben. Um der niedrigen Nachfrage innerhalb Österreichs entgegenzuwirken, wurde einfach ein Exportunternehmen gegründet, um die Pinot Blancs den richtigen Märkten zuzuführen. Der Blaufränkisch Ried Goldberg blieb das Topwein der Prielers in einer Zeit, als die Flagschiffe der anderen Weingüter fast ausschließlich aus französisch anmutenden Cuvées bestanden.

Mit Georg Prielers Übernahme liegt der Fokus nun ganz auf dem Verfeinern, auf dem Herausarbeiten der subtilen Lagenunterschiede. Parallel zu einer ganzen Reihe von Praktika bei Weinhändlern und Winzern von Großbritannien über die USA und Neuseeland bis Argentinien führte Georg das Weingut zunächst gemeinsam mit seiner älteren Schwester. Als diese bereit war, mit einem PhD in Molekularbiologe unterm Gürtel neue Projekte anzugehen, übernahm Georg das Weingut schließlich vollständig. 24 Hektar Rebfläche bewirtschaftet er seit 2014 zertifiziert biologisch – die Versuche in diesem Bereich erfolgten schon 2006. Grundsätzlich ist er eher Weinbauer und Handwerker als Kellertechnologe, erzählt er. „Der Weingarten gibt den Trauben schon so viel mit. Alles, was die Herkunft kaschiert, ist für mich komplett uninteressant.“

Wir verkosten in dieser Folge die beiden Top-Blaufränkisch des Weinguts, Ried Goldberg und Ried Marienthal, die das Handwerk Georg Prielers perfekt zur Schau stellen. In beiden Lagen sind die zwei Extreme zu finden, die der Blaufränkisch laut Georg braucht, um richtig gut zu werden: Wärme & Kühle.

Der Goldberg bekommt seine Wärme vom Schieferboden. Während seiner Kindheit war Georg während der Lese im Weingarten dabei – wenn ihm kalt wurde, nahm er einfach einen Stein vom Boden und drehte ihn um. Dank der großen Wärmespeicherkapazität des Schieferbodens war der oft noch warm. Die kühle Komponente bekommt der Goldberg von seiner Ausrichtung und Höhe – der Weingarten ist nämlich vom Neusiedlersee abgewandt. So bekommt er viel von der kühlen Thermik aus dem Norden ab, die am Leithagebirge entlang weht. „Wenn du in den Weingarten fährst, dann brauchst immer eine Sonnenbrille und Sonnencreme, weil der Glimmerschiefer im Boden die Sonne so stark reflektiert, aber du nimmst dir besser auch auch eine Jacke mit, weil’s so zieht“, erzählt Georg.

Bei der Ried Marienthal ist es genau umgekehrt. Die Nähe und Ausrichtung zum Neusiedlersee bringen die Wärme. Schaust man vom Ried Marienthal in Richtung Osten, breitet sich vor einem der See und dahinter die pannonische Ebene aus. Die warmen pannonischen Luftmassen begünstigen das Wachstum, umso wichtiger ist der Kontrast, den der kühle Muschelkalkboden dazu bildet. 

Weinfotos: © Wein für Wein

Verkostungsnotiz Marienthal
Rubinrot, mittlere Viskosität. In der Nase zurückhaltender und viel weniger fruchtlastig als der Goldberg. Richtig würzig, mit Anklängen von Schwammerl und Suppengewürzen. Die verhaltene Frucht ist eher rot als dunkel, wir sind hier irgendwo zwischen Kirsche und Preiselbeere. Am Gaumen dann sehr zugänglich und unerwartet saftig. Hier setzt sich die Preiselbeere stärker durch, grundsätzlich kommt der Marienthal trinkiger und unkomplizierter daher als der Goldberg, mit schönem Zug, unterlegt von einer im Gegensatz zum Goldberg sanfteren Tanninstruktur.

Verkostungsnotiz Goldberg
Rubinrot, mittlere Viskosität, minimaler Wasserrand. Der Goldberg kommt in der Nase zunächst mit einem ordentlichen Fruchtbouquet daher, hier sind wir eher bei dunklen Waldbeeren, Brombeere und Johannisbeere stechen besonders hervor. Darunter liegt eine schöne Würze, die an Waldboden und rosa Pfeffer erinnert. Am Gaumen dicht, durchaus mit Ecken und Kanten, und trotzdem überraschend elegant. Präsente Tannine treffen auf spürbare Mineralität und einen schönen Säurebogen. Michael beschreibt das Mundgefühl in unserer Folge sehr treffend: „Als ob man in einen Baum beißt und dann einen Stein abschleckt – aber im allerbesten Sinne!“ Der Wein bleibt mit seiner subtilen Würzigkeit lange am Gaumen.

Während wir beide Weine absolut feiern, sind wir dem Goldberg fast noch ein wenig mehr geneigt als dem Marienthal.

9,4/10

Punkte Kady: Marienthal

Gut, dass Georg diesen Lamborghini aus der Garage geholt hat! Schönes Ding, in der Nase etwas zurückhaltender, am Gaumen richtig saftig.

9,6/10

Punkte Kady: Goldberg

Der Goldberg kommt gerade erst ins Trinkfenster, am Gaumen aktuell noch ein wenig rough around the edges, aber der verspricht Großes.

9,4/10

Punkte Michael: Marienthal

Der Marienthal kommt in der Nase sehr elegant daher, am Gaumen dann fast unerwartet juicy mit ordentlich Preiselbeere – gefällt mir sehr gut!

9,5+/10

Punkte Michael: Goldberg

Wenn ich mich zwischen Marienthal und Goldberg entscheiden müsste, würde ich den Goldberg wählen. Tolle Struktur und Mineralität!

Und hier findet ihr die Weine
Gekauft haben wir die beiden bei Pub Klemo, der Shop bietet eine tolle Jahrgangstiefe der Prieler Weine. Die aktuellen Jahrgänge von Marienthal und Goldberg findet ihr auch bei Wein & Co, Selektion Burgenland oder im Online Shop des Weinguts.

Das können wir noch empfehlen…
Neben dem Blaufränkisch steht bei Georg Prieler auch der Weißburgunder ganz stark im Fokus. Der Pinot Blanc bekommt hier so viel Aufmerksamkeit wie sonst in Österreich nur selten, dementsprechend herausragend sind die Weine. Die Reben wachsen auf Kalk und Kreide und werden je nach Lage entweder im Holz oder in der Amphore ausgebaut. Unbedingt probieren!

Podcast-Folge Nr. 60
Unsere Podcast-Folge zu den beiden Blaufränkisch Toplagen von Georg Prieler könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.