Umathum: Königlicher Wein MMXVIII

Frauenkirchen, Neusiedlersee/Seewinkel, Burgenland
Rebsorte: Hárslevelü/Lindenblättriger

Kategorie: classic – funky – crazy

Die Geschichte der Familie Umathum beginnt im 18. Jahrhundert: Als unter Maria Theresia im damals menschenleeren, heutigen Burgenland landwirtschaftliche Fachkräfte angesiedelt wurden, kam auch die Familie Umathum aus Deutschland über die Donau per Schiff nach Österreich. Das Weingut selbst wurde 1958 gegründet, schon Anfang der 70er Jahre beschäftigte man sich mit Weingartenbegrünung (gesehen übrigens bei Lenz Moser, der ja im Burgenland rund um Apetlon Flächen bewirtschaftete, siehe Folge 40 ). Als sich in den 80er Jahren der ältere Sohn überraschend gegen den Weinbau entschieden hat, lag es an Josef Umathum das Familienweingut weiterzuführen. Nach einer HAK-Ausbildung eigentlich auf dem Weg zum Raumplaner hat er kurzerhand umgesattelt, einen 1-jährigen Lehrgang in der Weinbauschule Klosterneuburg gemacht und 1985 das Weingut übernommen.

14 Tage nach der Übernahme wurde der Weinskandal publik. Perfektes Timing also. Aber Josef Umathum sah im Vergleich zu den meisten seiner Kolleg:innen genau hier seine Chance: Mit dem Anspruch höchster Qualität in Kombination mit neuen Ideen war für ihn der Zeitpunkt perfekt, er stellte seine Weine in den besten Wirtshäusern der Stadt Wien vor und erreichte mit dem Zweigelt Ried Hallebühl 1987 den großen Durchbruch. Die Rebsorte war verschrien, der Jahrgang denkbar schwierig und den Namen Umathum kannte damals niemand. Doch das Produkt überzeugte vom Steirereck über das Gasthaus Eckl auch alle anderen damaligen „Big Player“ in der Gastronomie. Und auch auf der Weinmesse Vinova schlug der Wein ein. Damit war Josef Umathum plötzlich bekannt und begehrt.

Geändert hat sich seit damals nichts: Eine fruchtige, elegante, niemals fette Weinstilistik wurde konsequent weiterverfolgt. Die biologische Bewirtschaftung wurde ausgebaut, seit den 90er Jahren wird im Weingarten nach biodynamischen Grundsätzen gearbeitet. Das wissen nur die wenigsten, weil es Josef Umathum nicht um den Marketing-Effekt geht, sondern rein um die für ihn optimale Arbeitsweise. Entsprechend gibt es auf den Flaschen auch keinen Hinweis darauf.

Und wie kommen wir jetzt zum Hárslevelü? Im Jahr 2005 hat sich Josef Umathum entschieden, dass er die alte und in Österreich vergessene Sorte zurückholen will. Gepflanzt konnte erst nach Sondergenehmigung werden (das Weingesetz lässt grüßen), etwas mehr als einen halben Hektar Rebfläche gibt es von der Rebsorte beim Weingut Umathum. Entspricht knapp 2.000 Flaschen „Königlicher Wein“ – selbstverständlich darf die Rebsorte laut Gesetz auf der Flasche nicht erwähnt werden.

Weinfotos: © Wein für Wein; Foto des Winzers und Weingarten: © Weingut Umathum

Verkostungsnotiz
Helles Strohgelb, klar, mittlere Viskosität. In der intensiven Nase kommen zu Beginn florale Noten nach weißen Blüten zum Vorschein, dazu mischen sich vegetabil-rauchige Noten (für Kady geht das klar in Richtung Kohl). Daneben etwas Apfel/Birne und eine gewisse Süße (für Michael in Richtung Blütenhonig). Am Gaumen dann weit zurückhaltender und geradliniger als man nach der intensiven Nase erwarten würde: Zu Beginn wieder ein kurzer Süßekick, gefolgt von vegetabilen Noten und einem würzig-salzigen Abgang. Insgesamt sehr karg und von einer intensiven Säure getragen, ordentlich Trinkfluss. Spannender Wein!

9,0/10

Punkte Kady

Ich wäre weder aufs Burgenland, noch aufs Jahr und schon gar nicht auf die Rebsorte gekommen. Extrem spannender Wein!

9,0/10

Punkte Michael

Extrem spannender Wein und Rebsorte, die Kombination aus dieser intensiven Nase und der salzigen Eleganz am Gaumen – daugt mir sehr!

Und hier findet ihr den Wein
Gekauft haben wir den Wein bei Lobenbergs. Dort findet man neben den Königlichen Weinen aus 2018 und 2019 auch eine schöne Auswahl der bekannten Rotweine von Umathum. Auch im hauseigenen Online-Shop bei Umathum findet ihr alle Weine, ein gutes Sortiment führt in Österreich z.B. auch WEIN & CO.

Das können wir noch empfehlen…
Die Rotweine von Josef Umathum zählen in Österreich zu den absoluten Topweinen und werden seit Jahrzehnten sehr gefeiert. Wir haben auch den Zweigelt Ried Hallebühl 2017 verkostet – quasi das Flaggschiff des Weinguts. Und obwohl wir keine Zweigelt-Fans sind, das ist schon sehr schön und elegant gemacht. Und die Cuvee Haideboden aus Zweigelt, Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon ist sowieso ein Klassiker mit dem man gar nichts falsch machen kann.

Podcast-Folge Nr. 54
Unsere Podcast-Folge zum Königlichen Wein MMXVIII von Umathum könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.