Christoph Neumeister: Sauvignon Blanc Moarfeitl 2019

Straden, Vulkanland, Steiermark
Rebsorte: Sauvignon Blanc

Kategorie: classic – funky – crazy

Als Opa Neumeister zur Hochzeit vom Schwiegervater einen Hektar Weingarten geschenkt bekommt, ahnt er vermutlich noch nicht, welche Signifikanz dieses Stück Rebfläche in späteren Generationen erlangen wird. Das Moarfeitl liegt rund um das Elternhaus von Oma Neumeister, auf einem Hochplateau, einer „Weininsel“ im hügeligen Vulkanland. Der Boden ist tiefgründig, mit kalkhaltigem, teils sandigem Lehm und Sarmatschotter. 1990 wurden hier Sauvignon Blanc und Morillon ausgesetzt – die Fläche am Moarfeitl im Familienbesitz der Neumeisters ist zu diesem Zeitpunkt auf 2,2 Hektar angewachsen. Durch die lange Vegetationsperiode und die späte Reife entstehen hier besonders dichte und spannende Weine.

Während Opa Neumeister zunächst noch im Nebenerwerb Weinbau betrieb, mit ein paar Hektar Rebfläche und einer in den 60ern eröffneten Buschenschank, übernahm Sohn Albert Neumeister das Weingut kurz vor dem Weinskandal und damit kurz vor dem „goldenen Zeitalter“ der Südsteiermark. Als die Nachfrage nach trockenen, frischen Weißweinen nach 1985 rasant in die Höhe ging, konnten die Winzer der Steiermark liefern.

Schon in den 1990er Jahren kam bei Albert Neumeister erstmals das Interesse an biologischer Bewirtschaftung auf. Damals war die Skepsis  gegenüber dem Bioweinbau jedoch noch groß, besonders in der Steiermark hielten es viele für schlicht nicht umsetzbar. Albert Neumeister entschied sich schließlich vorerst dagegen und konzentrierte sich auf das Wachstum des Betriebs – Trauben von gut 30 Hektar Rebfläche verarbeiteten die Neumeisters schließlich im Betrieb. Als mit Christoph Neumeister die dritte Winzergeneration nach fünf Jahren in der Weinbauschule Klosterneuburg und anschließenden Auslandspraktika an den Betrieb zurückkehrte, kam das Thema Bioweinbau wieder auf. Christoph war überzeugt, wollte den Versuch wagen, obwohl man ihm damals in Klosterneuburg erzählt hatte, dass die Qualtiätsweinproduktion in der Steiermark schlicht nicht mit biologischer Bewirtschaftung vereinbar sei. Zu schwierig seien die Bedingungen, unmöglich bei dem Klima und der Topografie. Unterstützung und Kompetenz vor Ort gab es damals keine, also schloss sich Christoph Neumeister mit anderen Winzerkolleg:innen zusammen und baute das nötige Wissen selbst auf.

Zwischen 2008 und 2013 baute Christoph weitete die biologische Bewirtschaftungsweise sukzessive aus, von einigen wenigen Weingärten auf das gesamte Weingut, aller Widrigkeiten zum Trotz. Die Qualität seines Traubenmaterials konnte er dabei nicht nur halten, sondern verbessern. Geerntet wird nur von Hand mit 20-kg-Kisten, im Keller passiert dann alles mit der Schwerkraft. Das war im 300 Jahre alten Gewölbekeller von Opa Neumeister schon so und wurde dann im 1998 neu gebauten Keller von Papa Albert perfektioniert.

Generell setzt Christoph gerne auf längere Mazerationszeiten, alle Lagenweine bekommen Zeit im großen Holzfass auf der Hefe. So auch der Moarfeitl Sauvignon Blanc, der nach rund 36 Stunden auf der Maische zunächst in ein 2.000 Liter Holzfass kommt, dort ein Jahr auf der Grobhefe liegt, dann noch etwas länger auf der Feinhefe, bis er nach 18 Monaten auf die Flasche gezogen wird.

Weinfotos: © Wein für Wein; Fotos des Winzers: © Weingut Neumeister

Verkostungsnotiz
Klar, helles Strohgelb, die Viskosität liegt im mittleren Bereich. In der Nase überhaupt nicht aufdringlich, eher zurückhaltend. Es dauert ein wenig, bis sich die Aromen langsam entfalten. Eine vegetative Note steht zu Beginn im Vordergrund, gepaart mit eleganten Gewürznoten (Anis, Fenchel & Pfeffer) und einer subtilen Rauchigkeit. Dazu kommt später Holunder, zarte gelbe Steinfrucht, etwas Stachelbeere. Am Gaumen wird klar, wie spannend dieser Wein wirklich ist. Einer mineralische Salzigkeit, am ehesten vergleichbar mit Kapern und schwarzen Oliven, trifft auf rauchige Noten und Gewürze. Dank der längeren Maischestandzeit hat der Wein Grip am Gaumen, kommt extrem engmaschig und dicht daher. Getragen wird er von der eleganten Säure und einem zarten Schmelz vom Ausbau im Holz und auf der Hefe. Gegen Ende hin blitzen fast exotische Noten wie Ananas auf. Mit Sicherheit ein Langstreckenläufer, auf dessen Entwicklung in den nächsten Jahren wir uns schon freuen!

9,4+/10

Punkte Kady

Wenn der Moarfeitl eine Farbe hätt‘, wär’s ein wunderschönes Dunkelgrün. Ein absoluter Spitzenwein und definitiv einer der spannendsten Sortenvertreter, die in der Steiermark zu finden sind.

9,3/10

Punkte Michael

Ein ganz besonderer Sauvignon Blanc, in der Nase zunächst verhalten und elegant, am Gaumen dann eine tolle Textur. Sehr cool!

Und hier findet ihr den Wein
Gekauft haben wir den Wein bei Wein & Co, die Weine von Christoph Neumeister sind aber auch im eigenen Online Shop bzw. bei Weinfurore zu finden. Der Sauvignon Blanc Moarfeitl kostet rund € 43.

Das können wir noch empfehlen…
Neben eigenständigen Sauvignon Blancs gibt es am Weingut Neumeister auch die mitunter spannendsten Grauburgunder, die uns bisher untergekommen sind. Schon der Ortswein Grauburgunder Straden überzeugt, der Grauburgunder Saziani 2019 ist aber nochmal eine Klasse für sich. Richtig Spaß macht auch der in Kooperation mit Winzerin Katharina Tinnacher entstandene Sauvignon Blow – ein Sauvignon wie damals! Alle Details zum Projekt KTCN findet ihr unter persiflage.at.

Podcast-Folge Nr. 45
Unsere Podcast-Folge zum Sauvignon Blanc Moarfeitl 2019 von Christoph Neumeister könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.