Kolfok: Furmint Remember 2019

Neckenmarkt, Mittelburgenland
Rebsorte: Furmint

Kategorie: classic – funky – crazy

Kolfok ist ein umgangssprachliches Wort aus dem Burgenland. Es beschreibt einen Charakter, der sich kritisch gegen die Konventionen entscheidet, der seinen eigenen Kopf hat. Den Namen hat sich Stefan Wellanschitz, der Winzer hinter Kolfok, natürlich nicht ganz grundlos ausgesucht. Aus einer Familie mit langer Weinbautradition stammend, hat er sich dazu entschieden, seinen ganz eigenen Weg zu gehen und die Konventionen des Weinbaus hinter sich zu lassen.

Der Neckenmarkter Boden und das Mikroklima, also das Terroir stehen bei Kolfok ganz eindeutig im Vordergrund, die Arbeitsweise ist puristisch, undogmatisch, low-intervention und low-tech. „Wein, der gewonnen wird, nicht gemacht.“ – so erklärt Stefan Wellanschitz seinen Zugang. Wenn Stefan über seine Weine spricht, dann hört man nicht nur die Leidenschaft für dieses Thema heraus, sondern auch wie viel Wissen und Präzisionshandwerk dahinter steckt.

Eine der Grundideen hinter Kolfok war es, die Weißweintradition in Neckenmarkt wieder aufleben zu lassen. Wenn man heute an das Mittelburgenland denkt, kommt einem vermutlich zuerst der Blaufränkisch in den Sinn, dann vielleicht andere Rotweine. Dass die Rebflächen in Neckenmarkt bis in die 80er Jahre noch zu 50% mit Weißwein bepflanzt waren, scheint aus heutiger Sicht schwer vorstellbar. Dabei finden sich dank des Ödenburger Gebirges hier verschiedene Bodentypen, die sich herrlich für weiße Rebsorten eignen – und das auf bis zu 450 Meter über dem Meeresspiegel. „Bodenjackpot“ nennt der Stefan das, und meint damit einerseits Urgesteine wie Orthogneis, Glimmerschiefer und Quarz (darauf wächst u.a. der Furmint Remember, um den es in dieser Podcast Folge geht), aber auch Muschelkalk und dichten, vulkanischen Ton.

Stefan hat Stück für Stück immer mehr der alten, übrig gebliebenen Weißweinlagen des Familienweinguts übernommen und zugleich erweitert, wenn sich die Möglichkeit aufgetan hat. Sieben Hektar sind es mittlerweile, und Stefan macht nicht mehr nur Weißwein, sondern auch Rotweine – immer im Einklang mit seinem Grundgedanken, die Besonderheiten des Neckenmarkter Terroirs in die Flasche zu bringen.

Der Furmint Remember ist ein ganz besonderes Projekt von Kolfok. Stefan sagt dazu:

„Die burgenländische Geschichte war lange Zeit eine ungarische. Furmint wurde über Jahrhunderte als Königssorte angebaut und geriet durch den Wandel der Zeit beinahe in Vergessenheit. Auf der Suche nach den Wurzeln unserer Identität ist es ein besonderes Anliegen, diese alte ehrwürdige Sorte wieder zu kultivieren, um die lange Geschichte und Tradition des Furmints im Burgenland wieder aufleben zu lassen.“

Und jetzt könnt ihr auch erahnen, woher der Furmint Remember seinen Namen hat.

Stefan hat auf einem hochgelegenen Südhang einen ca. 40 Jahre alten, gemischten Weingarten umveredelt, um den Furmint zurück nach Neckenmarkt zu bringen. Die Rebsorte wird von manchen Winzern als Diva bezeichnet, von anderen als Endgegner. Das hat verschiedene Gründe – Furmint ist sehr anspruchsvoll, was Boden und Klima angeht, mag es trocken und warm, will hochwertige und kalkreiche Böden. Er ist gegen Winter- und Spätfröste sehr empfindlich, weil sie früh austreibt, aber erst spät reift. Aufgrund seines dichten Wuchses und der dünnen Schale der großen Beeren ist Furmint für Peronospera und Oidium sehr anfällig (Pilzkrankheiten, echter und falscher Mehltau). Allerdings ist er durch seinen Wuchs und die späte Reife auch ein ideales Ziel für Botrytis, die Edelfäule, die für edelsüße Weine benötigt wird. Einen trockenen Furmint herzustellen ist also eine doppelte Herausforderung, die Stefan Wellanschitz gerne annimmt, weil er ohnehin am liebsten „Weine am Limit produziert und auf Messers Schneide tanzt“.

2019 war der erste Jahrgang des Furmint Remember, es gibt insgesamt nur gut 650 Flaschen davon, vergoren (fast bis zur darauf folgenden Lese) und ausgebaut in zwei 250 Liter Eichenfässern. Im Frühjahr 2021 wurde der Furmit blank gezogen, unfiltriert und ungeschönt abgefüllt. Dabei herausgekommen ist ein unglaublich geiler Wein, der bei uns als Erster 10/10 Punkte abgeräumt hat.

Verkostungsnotiz

Strahlendes, intensives Goldgelb mit schöner, dichter Textur im Glas. Der Wein braucht etwas Zeit, um sich zu öffnen, zeigt in der Nase ein komplexes Profil mit Kräutern, Kamille, Zitrusnoten und Honig, auch den Schalenkontakt merkt man ihm an. Am Gaumen knochentrocken, tolle Struktur mit leicht cremigem Schmelz, der durch eine herrliche Säure ausbalanciert wird. Klar und frisch, präzise und saftig. Im Abgang neben Kräutern und Honig auch Anklänge gelber Frucht. Man hört’s schon raus, wir haben nichts als Liebe für diesen Wein!

10/10

Punkte Kady

Ein wunderschöner, präziser Wein, komplex und doch einladend. Und dann noch dazu der erste Furmint des Winzers, a Wahnsinn!

10/10

Punkte Michael

Hier gibt’s gar keine Diskussion, das ist eine klare 10! Einfach ein unglaublich geiler Wein.

Und hier findet ihr den Wein
Gekauft haben wir den Wein bei Wein am Limit, die Flasche kostet € 44. Mehr zum Weingut Kolfok und Stefan Wellanschitz findet ihr auf seiner Website.

Das können wir noch empfehlen…
Grundsätzlich kann bei allen Kolfok-Weinen nichts schief gehen. Besonders spannend sind natürlich die für das Mittelburgenland untypisch gewordenen Weißweine, wie den Weißen Burgunder Muschelkalk Alte Reben oder den Grünen Veltliner Vulkan Alte Reben. Dass Welschriesling auch anders geht, zeigt Stefan mit dem Nolens Volens. Mit dem Blaufränkisch Glimmerschiefer interpretiert er den Blaufränkisch aus Neckenmarkt auf seine ganz eigene Weise. Zum Einstieg passen Querschnitt Weiß oder Querschnitt Rot optimal!

Podcast-Folge Nr. 12
Unsere Podcast-Folge zum Furmint Remember 2019 von Kolfok könnt ihr überall hören, wo es Podcasts gibt – zum Beispiel direkt hier oder bei Spotify.